154 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
„Die Versammlung brachte dem Präsidenten ein lebhaftes
Hoch aus und trennte sich, während der Ausschuß seine erste
Sitzung abhielt, um sofort die Arbeit zu beginnen.“
Was von Kardorff in seinen vorstehend wiedergegebenen
Schlußworten angedeutet hatte, war in der That voll eingetreten. Die
weit verbreitete mächtige Freihandelspartei und ihre ausnahmslos
alle größeren politischen Zeitungen beeinflussenden Organe waren
noch in größter Aufregung über das erfolgreiche Eingreifen der
Schutzzöllner auf dem Volkswirthschaftlichen Kongreß in München,
als die vorbereitende Versammlung vom 14. Dezember den Be—
schluß gefaßt hatte, einen Centralverband der Deutschen Industriellen
zu begründen. Daß es sich dabei um den Schutz der nationalen
Arbeit handelte, war nichts Neues mehr. Dieses Prinzip
war bereits in dem Vorstande der Nordwestlichen Gruppe des
Vereins Deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller aufgestellt
worden. Nunmehr wurde es von der freihändlerischen Presse
als Schlagwort aufgenommen und als Kennzeichnung des
entschieden schutzzöllnerischen Standpunktes gewissermaßen ge—
brandmarkt.
Der Centralverband wurde von den Vertretern des Frei—
handels schon vor seiner endgiltigen Begründung aufs schärfste
angegriffen, und er wie Alle, die an ihm betheiligt waren, als
hochschutzzöllnerisch verunglimpft. Die Versuche, durch den Anschein
einer mehr neutralen Haltung die öffentliche Meinung zu gewinnen,
waren daher verfehlt und scheiterten damals vollständig. Nach
seiner Begründung wurde der Centralverband nur noch entschiedener
verfolgt und angegriffen.
Die Verhältnisse der zum Organ des Centralverbandes er—
hobenen „Börsen- und Handelszeitung“ müssen zum Verständniß
einiger Personalien hier noch flüchtig betrachtet werden.
In der Gründerperiode war das Börsen-Zeitungswesen in
Berlin sehr aufgeblüht und hatte im allgemeinen gute Erträge ab—
geworfen. Der Journalist E. Billig hatte seinen Schwager, den
Spinnereibesitzer Gustav Fränkel in Zittau, veranlaßt, ein neues
Börsenblatt „die Börsen- und Handelszeitung“ zu begründen. Bei
dieser Zeitung wurde auch der wegen einer im Kriege 1870,71 vor
dem Feinde erhaltenen schweren Verwundung pensionirte junge