Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 161
angesehenen Stellung opferwillig für die Zwecke des Central—
verbandes ein.
E. Hessel war eine eigenthümliche Persönlichkeit. Er hatte
sich vom Handwerksmeister zum kleinen Fabrikanten von Wollwaaren
in Berlin emporgearbeitet, hatte einen offenen Kopf, studirte mit
unermüdlichem Fleiß, wenn auch nicht immer mit dem nothwendigen
klaren Verständniß, die national-ökonomischen Schriftsteller und
hatte eine außergewöhnliche Begabung als Volksredner zu wirken.
Mit seiner energischen volksthümlichen Ausdrucksweise, seinen
drastischen Vergleichen und gut angewendeten Schlagworten gelang
es ihm nicht selten, selbst Versammlungen von Gegnern mit sich
fortzureißen. Er hat für die Verbreitungen der Ansichten des
Centralverbandes, namentlich in den Kreisen der kleineren Fabrikanten
Berlins, sehr wesentliche Dienste geleistet. In den Versammlungen
des Centralverbandes fand seine Art und Weise, besonders als sich
mehr und mehr die Großindustrie bei ihm betheiligte, nicht rechten
Anklang. Hierdurch wohl etwas verstimmt, betheiligte er sich immer
seltener an den Arbeiten des Centralverbandes und zog sich später
ganz von ihm zurück.
Schück, Regierungsrath a. D., war Direktor der nach der
n Gründerperiode zusammengebrochenen Nordbahn gewesen und lebte
in guten Verhältnissen in Berlin. Er war ein entschiedener Gegner
e der Wirthschaftspolitik des Reiches und trat nach Maßgabe seiner
Kräfte und Fähigkeiten für die Interessen des Centralverbandes
ein, schloß sich aber der Bewegung wohl hauptsächlich an, um
auf einem ihm zusagenden Gebiete thätig zu sein. So hatte
er auch mit dem Geschäftsführer Dr. Grothe den „Verein für
deutsche Volkswirthschaft“ begründet, um der „Volkswirtschaftlichen
ie Gesellschaft“ in Berlin, die den Mittelpunkt der maßgebenden Frei—
n händler in Berlin bildete, ein Gegengewicht zu bieten. Bei dem
n großen Uebergewicht der linksliberalen Partei und somit auch des
n Freihandels in Berlin hat dieser Verein, trotz der aufgewendeten
n Mühe und des großen Fleißes, mit dem zeitweise in ihm gearbeitet
wurde, seinen Zweck nicht erreichen können; er ist lange entschlafen.
n Der Geschäftsführer Dr. Grothe besaß in seinem Fache, der Textil—
in industrie, umfassende Kenntnisse und hatte sich für seine Stellung
auch genügend mit der Volkswirthschaft beschäftigt. Er war ein
n sehr fleißiger Arbeiter, guter Redner und förderte die Sache des
r Centralverbandes mit Schrift und Wort wesentlich. Für die
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