164 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Der nächste Kongreß deutscher Volkswirthe sollte in den
Tagen vom 25. bis 28. September 1876 in Bremen abgehalten
werden. Die Direktorial-Kommission beschloß infolge dessen, die
nächste Delegirtenversammlung nicht, wie in Leipzig beschlossen, in
Frankfurt a. M., sondern am 29. und 30. September gleichfalls
in Bremen abzuhalten; „nicht“ wie der Vorsitzende bei Eröffnung
dieser Versammlung sagte: „um unseren Gegnern unsere Kampfes—
lust zu beweisen, sondern um aufklärend und ausgleichend zu
wirken und eine Verständigung herbeizuführen.“
Auf der Tagesordnung des Volkswirthschaftlichen Kongresses“)
stand die Erneuerung der bestehenden und die Abschließung neuer
Handelsverträge. Es war zu erwarten, daß bei diesen Verhandlungen,
ebenso wie bei den Verhandlungen des vorjährigen Kongresses in
München, die prinzipielle Frage, ob Freihandel oder Schutzzoll, in den
Vordergrund treten würde. Das war auch der Fall. Im Laufe der
Verhandlungen wurde auch noch besonders die Frage der Eisenzölle
auf die Tagesordnung gesetzt. Da der Verein Deutscher Eisen- und
Stahl⸗Industrieller sich noch immer nicht hatte entschließen können,
dem Centralverband beizutreten, so hatte auch die an die Eisen—
und Stahl⸗Industriellen gerichtete Aufforderung, den Volkswirthschaft—
lichen Kongreß in Bremen zu besuchen, nur geringen Erfolg.
Die Eisenindustrie war nur durch den Geh. Kommerzienrath
Baare-Bochum und den Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe
des Vereins Deutscher Eisen- und Stahl⸗Industrieller, Generalsekretär
Busck, vertreten. Dagegen hatte der Verein Süddeutscher Baum—
wollindustrieller eine größere Anzahl seiner Mitglieder, darunter
seine besten Kräfte wie Staub, Haßler, Frommel und Dr. jur
von Bippen, nach Bremen entsendet.
Die bei der Handelspolitik entscheidende prinzipielle Frage
kam bei dem bereits erwähnten Gegenstande der Tagesordnung zur
Verhandlung, wobei sich die Anträge des Referenten Seiffert
und des Generalsekretärs Bueck gegenüber standen.
Während der Verhandlungen hatte es den Anschein, als
wenn die Anhänger des Centralverbandes und somit einer maß—
vollen Schutzzollpolitik sich ebenso, wie es in München gewesen
war, in der Mehrheit befänden. Die Verhandlungen wurden aber
*) W. Wackernagel, Berichte über die Verhandlungen des 17. Kongresses
Deutscher Volkswirte in Bremen 25., 26. und 28. September 1876. Berlin,
Verlag von Leonard Simeon.