Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 171
Delegirtensitzung zusammenberufen, in welcher er sich über die
Gründe derjenigen hervorgetretenen Mißstände kurz ver—
breitete, welche eventuell dem Bestehen des Central—
verbandes schädlich werden könnten.“
Durch diese kurze Notiz wurde von der Geschäftsführung selbst
zugegeben, daß die Mißstände, welche von außen vielfach beobachtet
und beklagt worden waren, wirklich den Bestand des Central—
verbandes bedrohten; sie hatte wohl Veranlassung, einen ein—
gehenderen Bericht über die Sitzung des Ausschusses zu unter—
drücken.
Der Präsident Reimann eröffnete die Delegirtenversammlung,
warf einen kurzen Rückblick auf das erste Jahr des Verbandes
und meinte, daß, wenn auch nicht alle Ziele erreicht seien, doch
erhebliche Fortschritte in der öffentlichen Meinung und in Klärung
der Ansichten auf dem Gebiete, welches der Centralverband be—
arbeite, zu verzeichnen seien. Die Stimmung der öffentlichen
Meinung sei eine ganz andere geworden, und in dieser Beziehung
habe der Centralverband manches geleistet, wenn auch nicht so viel,
wie zu wünschen wäre.
Bezüglich der Verhältnisse im Centralverband selbst sagte
Reimann:
„Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß in der letzten Zeit
eine gewisse Ermattung unseres Strebens hervorgetreten ist; diese
muß von uns gebannt und fern gehalten werden. Wir müssen
wieder so frisch eingreifen wie in der ersten Hälfte des Jahres, und,
indem ich das Vertrauen ausspreche, daß Sie meinen Wunsch erfüllen
und allseitig Hand anlegen zur Hebung und Förderung unserer
Ziele, begrüße ich die Versammlung auf das herzlichste zu frucht—
bringender Thätigkeit.“
Der Geschäftsführer Dr. Grothe berichtete über die Aus—
führung der Beschlüsse der Delegirtenversammlung in Bremen,
die durch Eingaben an den Reichstag und an die Bundesregierungen
zur Erledigung gelangt wären. Eine Denkschrift über den deutsch—
österreichischen Handelsvertrag sei noch in der Bearbeitung, da das
1 Material sich wesentlich angehäuft habe. Die Agitation für die
Ausbreitung der Ansichten des Centralverbandes habe nicht
geruht. Man sei bestrebt, in den einzelnen Gegenden und Plätzen
mit Vertrauensmännern in Verbindung zu treten, die für den
Centralverband wirkten und deren Zahl bereits auf 127 angewachsen