Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 195
Centralverbandes am 20. September in Düsseldorf eröffnete.
Nachdem er die Vertreter der königlichen Regierung und der
städtischen Körperschaften begrüßt hatte, sagte er unter anderem:*)
„Wenn sich nun auch nicht auf allen Gebieten der ge—
werblichen Thätigkeit die Hoffnung erfüllt, welche sich an die
Jollreform knüpfte. so laßt sich doch sagen, daß sich noch
weniger die Befürchtung, welche an das Zustandekommen dieser
Reform von gegnerischer Seite geknüpft wurde, verwirklicht hat.
Es haben namentlich in der Textilindustrie die Befürchtungen,
die von gegnerischer Seite ausgesprochen wurden, sich in keiner
Weise verwirklicht. Sogar Krefeld, welches unseren Bestrebungen
am leidenschaftlichsten und hartnäckigsten entgegengetreten ist, hat
sich in neuerer Zeit in beredtes Stillschweigen gehüllt. Wenn
somit auch manche unserer Gegner verstummt sind, wenn auch aus
manchem Saulus ein Paulus geworden ist, so dürfen wir uns
dennoch nicht einem Gefühl weitgehender Sicherheit hingeben. Es
ist geboten, daß der Centralverband fest zusammenhält, und daß
die Solidarität der Interessen der Industrie sowie auch der Land—
wirthschaft aufs neue betont und aufrecht erhalten wird. Geht ja
doch die Tendenz unserer Gegner dahin, die verwundbarste Stelle
der Tarifreform anzugreifen und uns zu entzweien mit denjenigen,
welche mit uns gemeinsam diese Reform durchgeführt haben. Wir
werden keinem weichen, diese Tendenzen in keiner Weise unterstützen,
sondern, eingedenk der Bestrebungen des Centralverbandes, denen
die Solidarität der produktiven Interessen zu Grunde liegt, werden
wir stets treu zu unserer Fahne halten.“
Der Vorsitzende berührte dann kurz ein damals im Vorder—
grunde der Erörterungen stehendes politisches Ereigniß, den Ueber—
gang einer großen Anzahl von Mitgliedern der nationalliberalen
Partei zur Fortschrittspartei, die sogenannte Sezession, und
bemerkte in Bezug auf das von der letzteren erhobene Feld—
geschrei:
„Wenn sie (die Sezessionisten) es auch nicht selbst aus—
gesprochen haben, so haben sie sich doch einer Partei genähert,
deren Feldgeschrei ist: „Fort mit Bismarck!“ Dieses Feldgeschrei
wollen auch wir zu dem unsrigen machen, aber in etwas anderer
Betonung. Wir wollen rufen: „Fort mit Bismarck!“ (Lebhaftes
*) Verhandlungen ꝛc. Heft 12, S. 6.