Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 205
„Die Währungsfrage mit Rücksicht auf die hierbei
in Betracht kommenden praktischen Interessen von Handel
und Industrie.“
Das Direktorium, dessen drei erste Mitglieder zu den An—
hängern der Goldwährung gezählt werden konnten, hatte jedoch
nicht mit der Leidenschaft gerechnet, die sich der Gemüther bereits
bemächtigt hatte. Nach den von Generalsekretär Bueck für die Gold—
währung und von Generaldirektor Rauter-Ehrenfeld bei Köln für
den Bimetallismus erstatteten Referaten, ließen die ziemlich erregt
geführten weiteren Erörterungen deutlich erkennen, daß der Central—
verband unmittelbar vor einer verhängnißvollen Krisis stehe. Dieser
Ansicht gab der Geh. Kommerzienrath Baare-Bochum“) Ausdruck.
Seine wohlmeinende, in milder Form gehaltene Rede erstrebte die
Herbeiführung eines Ausgleichs und wirkte beruhigend auf die
Gemüther. Er wies darauf hin, daß keine der beiden sich gegen—
überstehenden Parteien bei einer Abstimmung des Sieges sicher sei,
daß aber in beiden Parteien nicht wenige Mitglieder von dem
Wunsche beseelt seien, der Entscheidung aus dem Wege zu gehen,
da sie sich in dieser so überaus schwierigen Frage noch nicht für
genügend unterrichtet erachteten: „Wenn ich,“ so fuhr Baare fort,
„mir auf der anderen Seite die möglichen Folgen klar mache, daß
durch eine Beschlußfassung, durch eine Abstimmung in dieser Frage,
unser Centralverband sich in dieser Beziehung in zwei Theile
sondert, von denen ich zwar nicht behaupten will, daß sie gleich
auseinanderfallen, von denen ich aber doch zufolge verschiedener
Anzeichen annehmen muß, daß die geschlagene Partei sehr unmuthig
sein wird und wahrscheinlich nicht mehr mit der früheren Freude,
dem früheren Interesse und mit der früheren Treue diesem gemein—
samen Verbande angehören würde, so frage ich mich: ist es denn
nicht besser, daß man es heute unterläßt, über diese Frage eine
entschiedene Abstimmung herbeizuführen — ich wiederhole, in der
Auffassung, daß die beiden Anträge für zwei Parteien die Fahne
bilden, der sie folgen. Sollte diese Auffassung unrichtig sein, —
aber ich glaube, sie ist nicht unrichtig, — so greife ich mit meiner
Argumentation fehl; ist sie aber richtig, so glaube ich, daß ich
Recht habe, indem ich die Befürchtung ausspreche, daß eine Ab—
stimmung über diese Frage den Centralverband, wenn auch nicht
geradezu spalten, so doch außerordentlich .schädigen könnte.“
Verhandl. ꝛc. Heft 31 S. 93.