208 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Geh. Finanzrath Jencke war aus der General-Direktion der
Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, in der er die Stellung
eines Chefs der Verkehrsabtheilung bekleidet hatte, am 1. Januar
1879 in die Dienste der Firma Fried. Krupp in Essen eingetreten
Von dieser wurde ihm der Vorsitz in dem Prokura-Kollegium der
Firma, das später die Bezeichnung „Direktorium“ erhielt, über—
tragen. In den ersten Jahren seiner Stellung in der Industrie
beschäftigte sich Jencke fast ausschließlich mit den Angelegenheiten,
die ihm aus seiner bedeutenden und verantwortungsvollen Stellung
in der Firma Krupp zufielen. Erst als die sozialpolitischen Fragen
auf den Gebieten der Arbeiterversicherung, des Schutzes der Arbeiter
und der Gewerbeordnung die Aufmerksamkeit und Thätigkeit der
industriellen und wirthschaftlichen Vereinigungen nachdrücklich in
Anspruch nahmen, schloß er sich den bedeutendsten dieser Ver—
einigungen in Rheinland und Westfalen und dem Central—
verbande Deutscher Industrieller an und begann damit seine
wirkungsvolle Thätigkeit im öffentlichen Leben.
Das Ansehen und die Beachtung, die Jencke schon als erstem
Beamten der weltberühmten, größten deutschen industriellen Firma
willig gezollt wurden, rechtfertigte und steigerte er in hohem Maße
durch die Bethätigung seiner staatswissenschaftlichen und juristischen
Kenntnisse, durch sein eben so schnelles wie scharfes Urtheil, durch
die außerordentliche Klarheit seiner Darstellung und die praktische
Erfassung aller Verhältnisse, als er seine Mitarbeit im Central—
verbande aufnahm. In diesem nahm er sehr bald, besonders in
allen die Arbeiterverhältnisse betreffenden Fragen, eine maßgebende
und führende Stellung ein. Bereits in den Ausschußsitzungen vom
5. Mai 1884 und 25. Januar 1885 hatte Jencke Referate über
den Gesetzentwurf, betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter,
das definitive Normalstatut für die Unfallversicherungs-Genossen—
schaften und die Ausdehnung der Unfallversicherung auf das
Transportgewerbe gehalten. In der Delegirtenversammlung vom
5. und 6. Oktober 1885, die seine Wahl in das Direktorium voll—
zog, war er Berichterstatter über die Sonntagsarbeit.
Jenckes Wahl war ein großer Gewinn für das Direktorium;
er betheiligte sich mit großer Hingabe und Opferwilligkeit an dessen
Arbeiten wie überhaupt an den Bestrebungen des Centralverbandes,
die durch ihn in wesentlichen Beziehungen energisch gefördert
wurden. Durch große umfassende Referate hat Jencke in hohem