214 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
der zu befürwortenden Reichsbehörde weitere Ziele gesteckt und
umfassendere Befugnisse ertheilt werden sollten. Geh. Finanzrath
Jencke konnte, mit Bezug auf die Ausführungen des Vorsitzenden
des chemischen Vereins, Direktor Holtz, folgendes feststellen:
„Wenn die Herren selbst der Meinung sind, daß sie in der
Eingabe etwas gesagt haben, was sie nicht haben sagen wollen,
und wenn sie ferner glauben, daß der Centralverband mit seinen
Gründen gegen die Zweckmäßigkeit dieser Behörde vollständig im
Recht ist, dann wäre es wohl am praktischsten, wenn sie das Ersuchen,
welches an den Centralverband gestellt worden ist, diese Eingabe
zu unterstützen, zurückzögen und ihre Intentionen in einer neuen
Eingabe an den Centralverband präzisirten, formulirten und um
Unterstützung ihrer Anträge beim Centralverband einkämen.“
„Ich glaube da nichts gesagt zu haben, was die Herren
irgendwie verletzen könnte. Herr Dr. Kunheim (ein Mitglied des
beantragenden Vereins) hat selbst zugegeben, daß die Fassung keine
ganz glückliche ist und daß manches gesagt worden ist, was nicht
hat gesagt werden sollen.“*)
Hierauf erwiderte Direktor Holtz:
„Ich nehme den Vorschlag des Herrn Geheimrath Jencke
an und werde veranlassen, daß der Verein eine neue Vorlage macht.“
Ueber diese Vorgänge berichtete der Geschäftsführer Bueck
in der Ausschußsitzung vom 23. November 1887 zu Berlin**) und
sagte zur Darlegung des Sachverhaltes:
„Es ist seitens des Verbandes ein neuer Schritt beim Central—
verband nicht geschehen. Es ist wohl anzunehmen, daß diese Ent—
haltung zurückzuführen ist auf die unter Mitwirkung des Vereins
zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands
zustande gekommene Bildung eines Berufsgenossenschaftstages,
eines engeren Zusammenschlusses der Berufsgenossenschaften für die
Unfallversicherung der Arbeiter, wobei ja auch die wirthschaftliche
Vertretung der gesammten Industrie Deutschlands ins Auge gefaßt
worden ist. Es läßt sich also wohl annehmen, daß dieser Verein,
wesentlich mit Rücksicht auf die Errichtung dieses Berufsgenossen—
schaftstages, davon Abstand genommen hat, sich wieder an den
Centralverband zu wenden, da, wie wohl angenommen wird, dieser
) Ebenda Seite 60.
*) Verhandlungen ꝛc. Heft 88, Seite 86 u. 37.