Full text: Erster Band (1. Band)

268 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
allseitigen Interessen“ ins Leben gerufen werden. Dieser Bund 
trat mit Angriffen und Schmähungen auf den Centralverband ins 
Leben. Das Direktorium des Centralverbandes hatte sich ver— 
anlaßt gesehen, weniger dieser Angriffe wegen, als vielmehr im 
Hinblick auf die eigenthümlichen sozialen Tendenzen, die in der 
Gründungsschrift dieses Bundes zu Tage getreten waren, unter dem 
3. November 1895 ein Rundschreiben an die Mitglieder des Central— 
verbandes zu richten, das von dem gesammten Direktorium unter— 
zeichnet war.*) 
Obgleich es auffallend war, daß die in der Denkschrift des 
Dr. Martius gegen den Centralverband gerichteten Angriffe 
öffentlich zuerst in der Schrift des „Bundes der Industriellen“ er— 
schienen, so war der Geschäftsführer Bueck doch von maßgebender 
Seite dahin verständigt worden, daß ein Zusammenhang zwischen 
dem Verein der chemischen Industriellen und dem neugegründeten 
„Bund der Industriellen“ nicht bestehe. Trotzdem bestand die 
Meinungsverschiedenheit zwischen dem chemischen Verein und dem 
Centralverband in Bezug auf die allgemeine wirthschaftliche Inter— 
essenvertretung fort. Die Ansichten des chemischen Vereins waren 
neuerdings ausgesprochen worden in einer das Handelskammergesetz 
betreffenden Petition an das Haus der Abgeordneten. In dieser 
verlangte der chemische Verein eine wirthschaftliche Interessen— 
vertretung auf allgemeiner Grundlage; einerseits ausschließliche 
Vertretung der kaufmännischen Interessen in den Handelskammern, 
andererseits für Groß- und Kleingewerbe nach Berufsarten ge— 
gliederte Vertretungskörperschaften. Die örtlichen Organe dieser 
wirthschaftlichen Interessenvertretung sollten so gestaltet werden, 
daß sie in geeigneten Fällen mit einander und mit den zuständigen 
Organen der landwirthschaftlichen Vertretung unter einem einheit— 
lichen Präsidium zu gemeinsamen Berathungen vereinigt werden 
könnten. Der Geschäftsführer wies darauf hin, daß diese Frage 
im Jahre 1882 im Centralverband eingehend erörtert worden war. 
Dieser war dabei zu der Erkenntniß gelangt, daß eine Vereinigung der 
verschiedenen Berufe in der untersten Instanz der Interessen— 
vertretung nicht zweckmäßig erscheine. Die unteren Instanzen seien 
nicht berufen, Kompromisse zu schließen, sondern ihre Bedürfnisse 
nach eigenster klarer Erkenntniß an der höheren Stelle zur Geltung 
) Verhandlungen ꝛc. Heft 67, S. 58—68.
	        
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