296 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Klappe zu schlagen. Es galt das Vertrauen auf die Regierung,
von der die Vorlage zum Schutze der Arbeitswilligen eingebracht
worden war, im Volke weiter zu untergraben, und den verhaßten
Centralverband zu diskreditiren. Dieser hatte im Laufe der letzten
zehn Jahre durch den unermüdlichen Kampf gegen die Sozial—
demokratie und die vorgeschrittenen Sozialisten in den bürgerlichen
Parteien die Feindschaft beider im höchsten Maße erregt. Seinem
Einfluß wurde es zugeschrieben, daß die deutsche Gesetzgebung nicht
im Sturmschritt den äußersten von den Sozialisten der Arbeiter—
gesetzgebung gesteckten Zielen zueilte.
Nun bot sich die Gelegenheit, eine vielleicht nicht zu über—
brückende Kluft zwischen der Regierung und dem Centralverbande
aufzureißen. Zu diesem Zwecke wurde das Ersuchen um die
zwölftausend Mark dazu benutzt, um einerseits die Regierung als
in einem völligen Abhängigkeitsverhältniß vom Centralverbande
befindlich und andererseits diesen gewissermaßen als eine Neben—
regierung darzustellen, die den betreffenden Reichsämtern ihren
Willen diktire. Man rechnete darauf, daß diese lächerlichen und
gehässigen Darstellungen, Uebertreibungen, die durch Monate in
heftigen Schmähartikeln fortgesponnen wurden, die Regierung
verstimmen und sie veranlassen würden, sich gänzlich vom Central—
verbande loszusagen. Diese Hetzereien haben die Stellung des
Centralverbandes jedoch nicht zu erschüttern vermocht, und zwar aus
dem einfachen Grunde nicht, weil in der bezeichneten Richtung nichts
zu erschüttern war.
Der Centralverband hat in manchen Fällen unzweifelhaft
einen gewissen Einfluß auf den Gang und die Gestaltung der
Gesetzgebung ausgeübt. Das hat er jedoch allein erreicht durch den
Ernst seiner Arbeit und das Gewicht seiner Gründe. Anders
geartete Einflüsse konnte er auf die Regierung nicht ausüben, da
er sehr wohl wußte, daß nach den neueren Anschauungen, die für
die Behandlung der sozialen Fragen maßgebend wurden, die über
diese Materien entscheidenden Regierungskreise sehr wenig geneigt
waren, die Ansichten und Wünsche des Centralverbandes zu be—
achten. Trotzdem wurden dessen Verhandlungen über wichtige
sozialpolitische Gesetze von der Regierung mit solchem Interesse
verfolgt, daß sie, wie schon im Laufe dieser äußeren Geschichte des
Centralverbandes gezeigt worden ist, sogar mehrfach Veranlassung
nahm, sich an diesen Verhandlungen zu betheiligen.