Zweiler Abschnitt.
Die Arbeit des Centralverbandes.
A. Handels- und Zollpolitik.
In der Einleitung und in dem ersten Abschnitt dieses Buches
ist dargelegt worden, wie der Freihandel in der Wirthschaftspolitik
des Deutschen Reiches zur Herrschaft gelangt war. Wer sich die
Fähigkeit bewahrt hatte, vorurtheilsfrei und mit praktischem Blick
die Sachlage zu erkennen und darnach selbst sein Urtheil zu bilden,
der konnte nicht im Zweifel über die ungünstige Einwirkung dieser
Politik auf das gesammte Wirthschaftsleben der Nation sein. Der
Centralverband Deutscher Industrieller zur Förderung und Wahrung
nationaler Arbeit war begründet worden, um das herrschende
System zu bekämpfen, einer maßvollen Schutzzollpolitik die Wege
zu bahnen und somit eine Umkehr der deutschen Handels- und
Zollpolitik herbeizuführen. Wenn in den ersten Jahren seines
Bestehens die auf dieses Ziel gerichteten Bestrebungen die Thätigkeit
des Centralverbandes auch nicht völlig ausfüllten, so bildeten
sie doch den hauptsächlichsten Theil seiner Arbeit. Dieser Umstand
und der weitere, daß jene Bestrebungen in damaliger Zeit höchst
eigenartig erschienen und demnach charakteristisch für den neu ge—
bildeten industriellen Verband waren, ließen es nicht zu, dessen
Geschichte der ersten Jahre zu schreiben, ohne gleichzeitig auch dessen
Arbeit auf dem erwähnten Gebiete zu schildern. In den Rahmen
der chronistischen Darstellung konnten freilich nur die hauptsächlichsten
Aktionen aufgenommen werden. Es war unthunlich, im Einzelnen
auf die unablässige, unendlich mühevolle Arbeit einzugehen, die
wenige opferwillige, überzeugte und zielbewußte Männer leisteten,
um, gegen den Strom schwimmend, zunächst in der Industrie selbst
den nothwendigen Anhang zu gewinnen und sich zum Mindesten
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