Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 311 
sprochenen Wunsch des Centralverbandes zu einer förderlichen 
Anregung und Verhandlung zu bringen. 
Ganz ähnliche Beschlüsse wurden in der Delegirtenversammlung 
des Centralverbandes am 29. und 30. September 1876 in Bremen 
gefaßt.“) Sie bezogen sich insbesondere auf das, die Aufhebung 
der Eisenzölle betreffende Gesetz vom 7. Juli 1873. Am Schlusse 
der gefaßten Resolution wurde für den Fall, daß der in Oesterreich 
bestehende Einfuhrzoll auf Lumpen nicht aufgehoben werde, für 
Deutschland die Wiedereinführung eines Lumpenausfuhrzolles von 
4 Mark sfur 50 bg verlangt 
Aus den Verhandlungen der Delegirtenversammlung in 
Bremen, über die in der „Chronik des Centralverbandes“ bereits 
berichtet ist, bleibt noch folgendes nachzutragen: 
In der Versammlung war auch der Landwirth Knauer, 
Großgrundbesitzer aus der Provinz Sachsen, erschienen. Es ist 
bereits genügend hervorgehoben worden, daß die Landwirthe, 
besonders diejenigen der östlichen Provinzen, zu den lebhaftesten 
Anhängern des Freihandelsprinzipes gehörten. Mit dem größten 
Eifer waren sie seit dem Jahre 1868 für die freihändlerischen 
Tarifermäßigungen eingetreten, und nach dem Erlaß des Gesetzes 
vom 7. Juli 1873 hatten sie mit großer Entschiedenheit gegen die 
Hinausschiebung des Termins für den Fortfall der Eisenzölle 
gekämpft. Der Verein der Steuer- und Wirthschaftsreformer, der 
damals die streng agrarische Richtung vertrat, hatte im Jahre 1876 
in seine Statuten den Satz aufgenommen: „Auf der Grundlage des 
Freihandels stehend, sind wir Gegner des Schutzzolles“.“) 
In der Delegirtenversammlung in Bremen sprach sich Guts— 
besitzer Knauer aber für die Beibehaltung der Eisenzölle aus, 
indem er die Ansicht vertrat, daß der Vortheil, den die Land— 
wirthschaft aus einem billigeren Bezuge des Eisens gewinne, nicht 
ins Gewicht falle gegen den Nachtheil, den das Darniederliegen 
der Industrie und somit des nationalen Wohlstandes mit sich bringe. 
„Er wies,“ so heißt es in dem Bericht, „energisch darauf hin, daß 
die von Herrn Bueck betonte Solidarität der Industrien gerade 
die Landwirthschaft besonders erstrebt, deshalb müsse der Central— 
) Verhandlungen ꝛc. Heft 1. 
*) Karl Helfferich. Handelspolitik. Vorträge, gehalten in Hamburg 
im Winter 1900 und 1901. Leipzig. Duncker & Humblott.
	        
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