2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- uü. Zollpolitik. 325
Geheimräthen zu einer Privatbesprechung vorgelassen zu werden,
habe der Verein der Eisen- und Stahlindustrie entschieden
zurückgewiesen. Bueck empfahl dem Ausschuß die Annahme des
folgenden, von dem Vorsitzenden der Nordwestlichen Gruppe des
Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller, Direktor Servaes,
und ihm gestellten Antrages:
Der Centralverband ertlart, daß er nur in der Wieder—
einführung der Eisenzölle, wie dieselben vor dem 1. Oktober 1873
bestanden, und in der Erhöhung der Zuckerzölle,“) nicht aber in
der Einführung von ihrer Natur nach schwankenden Retorsions—
maßregeln diejenige erforderliche feste Grundlage für das Gedeihen
der deutschen Industrie erblicken kann, welche das Deutsche Reich
ihr zu bereiten die Verpflichtung und die Macht hat.“
Dieser Antrag wurde mit dem dieselben Gesichtspunkte vertreten—
den, von dem Berichterstatter gestellten Beschlußantrage angenommen.
Die von Bueck in der Frankfurter Versammlung angedeutete
Wandlung in den Ansichten der Regierung begann sich, dem immer
entschiedener hervortretenden Verlangen des Fürsten Bismarck
entsprechend, in der That zu vollziehen. Dazu hatte das energische
Auftreten des Centralverbandes, dessen umfassende agitatorische
Thätigkeit und der schnelle und vollkommene Uebergang der Land—
wirthe zu schutzzöllnerischen Bestrebungen wesentlich beigetragen.
Der Kanzler hatte jedoch den Widerstand, auf den er bei seinen
Kollegen hinsichtlich der Finanzpläne für das Reich stieß, mit deren
Reform er auch seine handelspolitischen Ziele zu erreichen gedachte,
nicht überwunden. Dieser seinen großen Plänen fortgesetzt hinderliche
Gegensatz veranlaßte Bismarck, im Herbst 1877 sein Abschieds—
gesuch einzureichen. Der Kaiser wollte sich aber nicht von seinem
treuen Berather trennen. Dagegen trat Camphausen, der letzte
entschiedene Vertreter des Freihandels im Preußischen Ministerium,
zurück. Mit Rücksicht wohl auf die im ganzen unveränderte
Zusammensetzung des neuen Reichstages beschränkte sich jedoch
Bismarck darauf, wieder nur die Erhebung einer Ausgleichungs—
abgabe zu verlangen. Eine entsprechende Vorlage wurde unter
dem 18. April 1877* eingebracht.
*) Die Retorsionsvorlage hatte sich auch auf Zucker bezogen.
**) Stenogr. Berichte des Reichstages, 8. Legisl.-Per., 1. Sess. 1877, 3. Bd.
Anlage Nr. 123, S. 367.