2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 333
englische Industrie, begründet auf die Gunst der natürlichen
Vorbedingungen, des Kapitalreichthums und der ausgebreiteten
Handelsbeziehungen, groß und gewaltig geworden sei durch ein
vom Beginn bis in die neuere Zeit fortgesetztes, von Ein- und
Ausfuhrverboten zu prohibitiven und hohen Zöllen übergehendes
Schutzsystem, das zu durchbrechen und theilweise zu beseitigen erst
vor etwa dreißig Jahren die Manchesterschule unternommen habe.
Als Ursache dieser Manchesterbewegung bezeichnete der Referent die
Gefahr, welche der bereits zur Massenproduktion übergegangenen eng—
lischen Industrie dadurch erwachsen sei, daß während der Kontinental⸗—
sperre die Industrien der anderen Staaten sich kräftig entwickelt
hätten, und daß, nach Aufhebung der Sperre, die meisten Staaten
dazu übergegangen seien, der Ueberfluthung mit englischen Waaren
durch hohe Schutzzölle entgegenzutreten. Daher sei von Manchester
die Lehre ausgegangen, welche den bis dahin herrschenden Begriff
„Handelsfreiheit“ in den des „Freihandels“ verkehrt habe. Gestützt
auf einige aus dem Zusammenhang gerissene Sätze der Lehre Adam
Smiths, jedoch den diese Lehre durchdringenden nationalen Geist
eskamotirend, der den prinzipiellen Freihandel durch die Rücksicht⸗
nahme auf die nationalen Interessen und die von diesen Interessen
geforderten Vortheile beschränkt habe, sei von dieser Schule das
Freihandelsprinzip auf internationaler Grundlage zum überall
und allgemein anwendbaren Prinzip erhoben worden.
Redner legte dann dar, wie diese Bewegung in England
selbst wesentlich gefördert und gestützt worden sei durch eine gleich—
zeitig auftretende Agitation gegen Wirthschaftsformen, die, wie die
Navigationsakte, die Ein- und Ausfuhrverbote, die hohen Schutz⸗
zölle, über die Dauer ihrer Nothwendigkeit und wohlthätigen Wirk—
samkeit hinaus aufrecht erhalten, jede weitere Entwickelung ver—
hindert hätten. Dieser Aktion habe die von Manchester ausgehende
Lehre insofern zur Folie gedient, als sie dadurch in den trügerischen
Schein der Selbstlosigkeit versetzt worden sei. Der Referent schilderte
daun, wie die Freihandelslehre von England nach Deutschland über—
tragen und zunächst von einer kleinen Anzahl von Männern von
den Kathedern und auf den Kongressen deutscher Volkswirthe ver—
breitet worden sei, und fuhr dann fort:
„Die große Masse des Volkes, in welchem sich damals ein
mächtiger, jedoch mit eiserner Hand niedergehaltener Drang nach
größerer politischer Freiheit entwickelte, diese große Masse des