Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 335 
nehmen, daß in dieser Periode die Schranken gebrochen wurden, 
welche der Verwerthung der wirthschaftlichen Kräfte des Einzelnen 
noch entgegenstanden, wenn Sie ferner Ihr Augenmerk darauf 
richten, daß in dieser Periode eine gewaltige Vermehrung der 
umfließenden Geldmittel und somit auch des Kredits sich vollzogen, 
so werden Sie mir recht geben, daß es gewagt, ja vermessen ist, 
all diese Momente, deren jedes für sich von unendlicher Wirksamkeit 
ist, die also in ihrem Zusammenwirken überwältigend geworden 
sind, die Wirkung dieser Momente einfach mit kurzer Hand zu 
negiren, und die ganze Bewegung als eine Folge des Freihandels 
und der Handelsverträge darzustellen. Vielmehr wären diejenigen 
im Recht, welche sagen, diese Bewegung hat sich vollzogen, nicht 
weil Freihandel und Handelsverträge mitgewirkt, sondern trotz der 
Mitwirkung dieser Faktoren haben wir unter Berücksichtigung all 
der von mir bezeichneten Umstände eine so hohe Stufe wirthschaft— 
licher Entwickelung erklommen.“ 
Der Referent ging dann dazu über, zu zeigen, wie trotz der 
Bestrebungen Englands die Industrie in den anderen Staaten doch 
gewachsen sei, und wie die von diesen ergriffenen schützenden Maß— 
regeln England verhindert hätten, sein Ziel zu erreichen. Deutsch— 
land habe wissenschaftlich und politisch eine hohe Stellung erreicht. 
Wirthschaftlich befinde es sich aber im Niedergang, in einer bereits 
vier Jahre andauernden Krisis, die Industrie gehe quantitativ 
und qualitativ zurück. Das sei eine Folge der Zollpolitik, welche 
die minderwerthige, niedrige Waare zum Theil hoch schütze, die— 
jenigen Industrien aber, welche bei vermehrter Verwendung von 
Kapital und bei höheren Arbeitslöhnen das Hauptgewicht auf den 
inneren Werth der Waare legten, rücksichtslos der überlegenen 
Konkurrenz des Auslandes preisgegeben habe. Das habe zur 
Folge gehabt, daß die deutsche Industrie unorganisch und einseitig 
geworden sei. Bedeutungsvolle Industrien seien im Deutschen 
Reiche entweder gar nicht oder nur in verkümmertem Zustande vor— 
handen. Dadurch sei die deutsche Industrie unselbständig und in 
sehr wichtigen Branchen vom Auslande abhängig geworden. Da— 
durch habe auch der Export gelitten, und die für den Export 
bestimmten Waaren stauten auf den heimischen Markt zurück. 
„Wenn aber England — und hier liegt der große Schwer— 
punkt des Unterschiedes zwischen der in beiden Ländern herrschenden 
Nothlage — wenn England, bei vollständigster Beherrschung des
	        
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