336 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
heimischen Marktes in seiner nicht abzusetzenden Ueberproduktion
erstickt so kommen wir zu dem schmerzlichen Bewußtsein, daß wir
in der auf den Export gerichteten Konzentrirung unserer frei⸗
händlerischen Bestrebungen einen großen und guten Theil unseres
eigenen heimischen Marktes preisgeben und verloren haben. (Sehr
wahr! Hört!) Unsere Ueberproduktion, wo überhaupt vorhanden,
erst durch den Hinzutritt der Reichslande herbeigeführt, kann uns
nur mit dem Erstickungstode bedrohen, weil auf uns gleichzeitig
und meistens mit größerer Schwere noch die Ueberproduktion der
ausländischen Manufakturen lastet.“
Der Referent schilderte dann wie die Schutzzollbewegung ent—
standen sei und in dem Centralverband ihren Halt⸗ und Stützpunkt
gefunden habe, wie dessen Bestrebungen zuerst bemitleidet und ver—
höhnt, jetzt bereits gefürchtet seien, und wie daher jetzt der Central—
vperband angegriffen und verlästert werde. Alle Verhandlungen
über zoll- und handelspolitische Fragen hätten bei der Industrie
die Ueberzeugung hervorgerufen, daß sowohl bei den hohen Bundes⸗
regierungen wie im Reichstage irrthümliche Ansichten über den
Sland und die Lage der Industrie verbreitet seien. Daher habe die
Industrie eine eingehende Untersuchung ihrer Verhältnisse gefordert,
die jedoch vom Reichstage abgewiesen worden sei. Er ging näher
auf die betreffenden Verhandlungen des Reichtages ein, wobei er
den Ausspruch eines der hervorragendsten Führer der Freihandels⸗
bewegung citirte, der sich dahin geäußert hatte:
„Man möge sich doch nicht der irrigen Auffassung hingeben,
als ob man dem Nachbarreich durch Ermäßigung oder Beseitigung
der Zölle einen Dienst erweise; in erster Reihe erweise man sich
selbst durch Beseitigung der Zölle, dem eigenen Lande, einen Dienst,
man habe daher auch keine Berechtigung, so viel Gewicht auf
Gegenkonzessionen zu legen.“
Dieser hervorragende Abgeordnete sei so durchdrungen von
der Wahrheit seines Prinzipes gewesen, daß er dasselbe als das
BO der nationalökonomischen Wissenschaft bezeichnet habe. Dieses
Prinzip sei das der internationalen Theilung der Arbeit, er habe
den niedrigsten Preis als das zu erstrebende Ziel und das Verlangen
nach internationaler Theilung der Arbeit als nothwendig hingestellt.
Im Hinblick auf die verschiedenen Kulturstufen der Völker
wies Redner an den geschichtlichen Vorgängen nach, daß die nur
Rohprodukte erzeugenden und ausführenden Völker zurückgeblieben,