348 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Die Verhandlung über den österreichischen Handelsvertrag
war auf den zweiten Tag, den 9. Oktober, anberaumt worden.
Professor Dr. Nasse-Bonn eröffnete die Sitzung und ertheilte
zur Geschäftsordnung das Wort dem Vorsitzenden des Volks—
wirthschaftlichen Kongresses Dr. Braun zu folgenden Mit—
theilungen, aus denen zu ersehen ist, daß die Annahme des Central—
verbandes, es werde sich hauptsächlich um die Frage, ob Frei—
handel oder Schutzzoll handeln, berechtigt war. Dr. Braun sagte:
„Meine Herren! Nach der ursprünglichen Bestimmung war
neben dem Referenten, Herrn Dr. Weigert-Berlin, Herr
Dr. Hertzka- (Wien) als Korreferent bezeichnet worden. Der
Letztere hat mich ersucht, der verehrlichen Versammlung mitzu—
theilen, daß er durch dringende Geschäfte verhindert ist, hier zu
erscheinen und seinem Amt als Korreferent Genüge zu leisten. Da
es nun wünschenswerth ist, daß in den Referaten Sonne und
Wind gleichmäßig vertheilt ist, so könnte man den an und für sich
bedauerlichen Umstand, daß Herr Dr. Hertzka verhindert ist, dazu
benutzen, einen Referenten der Gegenpartei zu ernennen. So viel
ich weiß, wird Herr Dr. Weigert auf der Seite des Freihandels
stehen, und da wir viele Mitglieder in der Versammlung haben,
die glauben, daß die deutsche Industrie oder wenigstens einzelne
Zweige derselben bis zu einem gewissen Grade des Schutzzolles be—
dürfen, so möchte ich anheimgeben, ob es nicht zweckmäßig sei, aus
den Reihen dieser Partei einen Korreferenten zu bestellen, und
erlaube mir, zu diesem Zwecke Herrn Bueck in Vorschlag zu
bringen.“ Mit diesem Vorschlage war die Versammlung ein—
verstanden. Der Generalsekretär Bueck war nach Schluß der
Verhandlungen des ersten Tages, bei denen die Kommunalsteuer—
frage erörtert worden war, davon unterrichtet worden, daß ihm
der Platz des Korreferenten eingeräumt worden sei. Bueck unter—
zog sich dieser Aufgabe in der Hoffnung, daß die im Laufe des
letzten Jahres eingetretene Entwicklung der Verhältnisse, ganz be—
sonders aber der weitere Rückgang der Industrie und die Ver—
schärfung der Krisis und ferner die größere Beachtung, die von
allen Seiten einer Aenderung der Wirthschaftspolitik des Deutschen
Reiches zugewendet wurde, den Boden für eine Verständigung
besser als bei dem letzten Kongreß in Bremen vorbereitet habe.
Das Referat war, wie bereits bemerkt, dem Fabrikanten
Dr. Max Weigert in Berlin übertragen worden. Dieser war