354 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Er fordere ferner bei Regelung des Vertragsverhältnisses mit
Oesterreich die Rücksichtnahme darauf, daß dieses Verhältniß für
andere Beziehungen maßgebend werde, für Deutschland durch den
Frieden mit Frankreich und die in diesen einbegriffene Festsetzung
der Behandlung nach dem Recht der meistbegünstigten Nation.
Deutschland befinde sich Oesterreich gegenüber in dem Zustande
wirthschaftlicher Ueberlegenheit. Wenn dieses Verhältniß weit⸗
gehende Zugeständnisse rechtfertigen könnte, so dürfe nicht übersehen
werden, daß, wie Oesterreich zu Deutschland, so dieses andern ihm
wirthschaftlich überlegenen Staaten gegenüber stehe, denen jene Zu—
geständnisse infolge ihres Meistbegünstigungsrechtes gleichfalls ein—
geräumt werden müßten. Daher wolle er mit seiner Resolution die
Vertreter der deutschen Regierung warnen, daß sie sich nicht durch
die Ueberlegenheit Oesterreich gegenüber verleiten ließen, Be—
günstigungen einzuräumen, die im Verhältniß zu anderen Nationen
schädlich für Deutschland werden könnten.
Die Resolution des Referenten sei für ihn unannehmbar,
da mit ihr die Fortdauer der bestehenden Zollverhältnisse verlangt
werde. Dem die Meistbegünstigung fordernden Zwischensatz stimme
er zu, da er annehme, daß Handelsverträge ohne diese Klausel
nicht mehr zustande kommen würden.
Für den Fall, daß der Handelsvertrag mit Oesterreich nicht
zum Abschluß gelangen sollte, habe er die positiven Vorschläge ge—
macht, ein Provisorium abzuschließen und bis zur definitiven Re—
gelung die Zölle wieder einzuführen, die bis zum 1. Januar 1877
bestanden hätten. Die Zwischenzeit müsse benutzt werden, um die
von der Industrie so nachdrücklich verlangte, bisher aber beharrlich
zurückgewiesene Enquete über die Lage der industriellen und ge—
werblichen Produktion anzustellen. Die Behauptung, daß man die
Verhältnisse genügend kenne, sei unrichtig. Dafür, daß die Re—
gierung thatsächliche Verhältnisse ganz unrichtig beurtheilt habe,
führte der Korreferent ein drastisches Beispiel an, indem er nach—
wies, daß die Regierung seiner Zeit die Summe der noch im
Verkehr befindlichen Silberthaler viel zu niedrig geschätzt habe.
Seine die Zölle betreffende Forderung sei unumwunden auf
die Wiedereinführung der Eisenzölle gerichtet. Ganz abgesehen von
der überaus schwierigen Lage der Eisenindustrie, sei die Wieder—
herstellung der Eisenzölle schon deswegen nothwendig, um die
deutsche Regierung mit Mitteln für den Abschluß von Handels—