Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 357 
kann deutlicher der englische Gedanke uns proklamirt werden, kann 
England deutlicher seine Absichten zu erkennen geben? Meine 
Herren, ich sollte meinen, wenn uns ein Nachbar auffordert, sein 
Handelssystem nachzuahmen, so müßte das genug sein, um uns zu 
veranlassen, es abzulehnen.“ 
„Ich glaube, es ist Zeit, daß auch wir daran gehen, den 
nationalen Gedanken in der Wirthschaftspolitik zu entwickeln. Das 
Zeitalter des blinden Glaubens an die Lehre des Freihandels ist 
vorüber, und an seine Stelle von der schweren Noth der Zeit die 
prüfende Kritik gestellt. Die schwere Noth der Zeit ist nicht allein 
bei den Industriellen vorhanden: nein, wo mit dem Schlägel 
gearbeitet wird, sei es im dunkeln Schacht, sei es beim schimmern— 
den Marmor, überall empfindet man die schwere Noth der Zeit, 
und überall legt man den kritischen Gedanken jetzt an den früheren 
bedingungslosen Glauben. Der Zweifel ist groß geworden, er 
dehnt sieh mehr und mehr aus ZIch hitte Sie, meine Herren, 
täuschen Sie sich nicht über die Bewegung, die sich da draußen 
vollzieht! Der nationale Gedanke im deutschen Volke ist miß— 
handelt und malträtirt wie kaum je bei einer anderen Nation, 
aber er ist doch mächtig zum Durchbruch gelangt, plötzlich und 
mächtig in unserer deutschen Einheit. Glauben Sie es, meine 
Herren, auch auf wirthschaftlichem Gebiete wird sich dieser selb— 
ständige nationale Gedanke zum Durchbruch bringen, und ich 
wünsche aufrichtig, daß dies mit Ihnen, nicht ohne Sie geschehen 
möchte.“ 
Die Schlußworte des Korreferenten sollen hier wörtlich zum 
Abdruck gelangen, da aus ihnen der Gang der Verhandlungen zu 
erkennen ist, die, mit Rücksicht auf das Ansehen, in dem die beiden 
hier tagenden Vereinigungen standen, und auf den Einfluß, den sie 
noch immer auf die öffentliche Meinung ausübten, recht bedeutungs— 
voll erschienen. 
„Jeh möchte zungchst, weil es von Herrn Dr Braun 
wenigstens ein halbdutzendmal wiederholt ist, besonders hervor— 
heben, daß er immer sagt, wir seien gegen die Einigung mit 
Oesterreich aufgetreten. Ich habe freilich einen der Redner, die 
für uns gesprochen haben, nicht angehört, ich war draußen be— 
schäftigt; von den anderen aber hat keiner irgendwie sich gegen 
den Abschluß des deutsch-österreichischen Handelsvertrages aus— 
gesprochen. Ich glaube, Herr Dr. Braun hat diesen Vorwand
	        
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