Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 361 
legenheit günstiger stellen wird, sich wirthschaftlicher zu bewegen 
und zu ernähren, von der nationalen Seite betrachte, und ich 
glaube mich dabei auf einem viel konkreteren Boden zu bewegen 
und mich an viel näherliegende Dinge zu halten, als wenn die 
Herren Freihändler von dem Weltfrieden sprechen, den sie mit dem 
Freihandel zu erreichen hoffen. 
„Herr Professor Held hat in Bezug auf die von mir gemachte 
Reproduktion Lanyer's noch gefragt, was das für eine Konsequenz 
wäre, wenn wir alles, was ein Land uns bietet, zurückweisen 
wollten. Davon ist ja nicht die Rede gewesen. Wir sprechen 
lediglich vom bedingungslosen Freihandel, wie er von England 
geboten wird. Den hält der französische Nationalökonom für etwas, 
das seinen Verhältnissen nicht entspricht, und deshalb hat er sich 
dagegen ausgesprochen. 
„Nun hat Herr Professor Held sowohl wie mein verehrter 
Herr Kollege im Referat als Schlagwort gebrandmarkt, was die 
größte Verbindung von Industriellen, der „Centralverband Deutscher 
Industrieller“ an seine Spitze gestellt hat: „Schutz der nationalen 
Arbeit!“ Wenn es ein Schlagwort ist, so möchte ich wenigstens 
den Centralverband für die Erfindung nicht verantwortlich machen, 
denn unter dieser Fahne hat auch der zwar als Schutzzöllner hier 
bezeichnete, aber immerhin nicht unbedeutende Staatsmann gekämpft, 
der französische Minister Fould. Dieser sagte in derselben Rede, 
die ich mir anzuführen erlaubte: „Der Zolltarif hat zwei Aufgaben 
zu erfüllen. Die eine ist die Förderung der nationalen Arbeit, die 
zweite ist, eine Hilfsquelle für die Einnahmen des Staates zu 
bilden.· Fould ging also auch von der Idee aus, daß der 
Schutz die nationale Arbeit fördere. Das ist immerhin ein nicht 
zu verachtender Beistand, der uns gewährt wird, wenn auch mit 
diesem Minister kein Handelsvertrag zustande gekommen ist. Aber 
was hat denn jener französische Handelsminister gethan, der den 
Vertrag mit England endlich abgeschlossen hat? Er hat unhaltbare 
Prohibitionen beseitigt und unhaltbar hohe Zölle auf das Maß 
reduzirt, welches diese Zölle über kurz oder lang doch hätten ein— 
nehmen müssen, auch ohne Handelsvertrag, und Fould deutete in 
derselben Rede schon darauf hin, daß diese Zollpositionen „über— 
jährig“ seien. Er stand also auch ziemlich auf demselben Stand— 
punkt, und wir würden uns in der Sache nicht bemühen, wenn 
wir die französischen Zölle hätten.“
	        
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