366 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
handelstheorie in Deutschland ideal aufgefaßt wurde und in ihrer
einseitigen Durchführung die wirthschaftlichen Verhältnisse unseres
Landes und die Bedingungen seiner gewerblichen und industriellen
Produktion vielfach nicht entsprechend berücksichtigt hat und
berücksichtigt,
b) daß das schnelle Verlassen der traditionellen, nationalen
Zollpolitik, welche durch das Gesetz vom 26. Mai 1818 begründet
und durch die Tariffestsetzungen des Zollvereins in den Jahren
1844 und 1846 weiter ausgebildet wurde, die gewaltigen Kapitalien,
welche im Vertrauen auf die Dauer nicht jener Zollsätze, sondern
der leitenden Prinzipien jener Zollpolitik, der Industrie zugewendet
worden sind, zum Theil bereits zerstört hat, zum andern Theil in
schwerster Weise bedroht und gefährdet,
In fernerer Erwägung:
c) daß die wirthschaftliche Thätigkeit und das materielle
Gedeihen der deutschen Nation in maßgebender Weise beeinflußt
wird von der Gestaltung der internationalen handelspolitischen
Beziehungen, daß aber ganz besonders der Zolltarif als eine der
ersten und hauptsächlichsten Grundlagen des wirthschaftlichen Lebens
betrachtet werden muß,
dq) daß bei Regelung dieser beiden Grundbedingungen für die
materielle Produktion sich, neben den wirthschaftlichen Erwägungen,
nicht selten allgemeine politische Rücksichten in ausschlaggebendster
Weise Geltung verschafft haben,
o) daß Deutschland sich jedoch infolge seiner politischen Un—
abhängigkeit und Machtstellung jetzt in der befriedigenden Lage
befindet, bei seinen wirthschaftlichen Maßnahmen von allgemeinen
politischen Rücksichten absehen, und die ersteren nach den Bedürfnissen
des Landes treffen zu können,
t) daß solches jedoch mit ausreichenden Garantien für den
Erfolg nicht geschehen kann, ohne daß, nach Maßgabe der von
dem Centralverbande in Frankfurt aufgestellten Forderung, eine
Enquete über die Produktions- und Absatzverhältnisse des Landes
angestellt werde,
8) daß aber die Versammlung die nach Zeitungsnachrichten
vorliegende Absicht der preußischen Staatsregierung, beim Bundes—
rathe die Anstellung einer Enquete lediglich über die Lage der
Eisenindustrie zu beantragen, nur als einen ersten, bei der Solidarität
der industriellen Verhältnisse keineswegs genügenden Schritt erachtet,