Full text: Erster Band (1. Band)

368 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
in Frankfurt gefaßten Beschlusse entsprechend, die Petition, betreffend 
die Anstellung von Erhebungen über die Lage der Produktion in 
der Industrie und Landwirthschaft an Se. Majestät abgegangen 
und daß eine Abschrift auch an den Reichskanzler gesandt worden 
sei. Die ertheilte Antwort ist dem Sinne nach bereits mit— 
getheilt worden. Inzwischen sei durch die Zeitungen die Mit⸗ 
theilung gemacht worden, daß die preußische Regierung beim 
Bundesrath den Antrag gestellt habe, nicht eine Enquete über die 
gesammte Industrie, sondern nur eine solche über einen einzelnen 
Zweig derselben, über die Eisenindustrie, zu veranstalten. Der 
Geschäftsführer theilte mit, daß der Verein der Deutschen Eisen— 
und Stahl⸗Industriellen in seiner am Tage vorher abgehaltenen 
Generalversammlung das Entgegenkommen der preußischen Re— 
gierung zwar dankbar entgegengenommen, jedoch mit aller Ent— 
schiedenheit erklärt habe, daß die Beschränkung der anzustellenden 
Erhebungen nicht dem Wunsche der Eisenindustrie entspreche, da 
diese an dem Grundsatz der Solidarität, der Gemeinsamkeit der 
Interessen der deutschen Industrie, festhalte. Die Generalversammlung 
habe daher das Verlangen ausgesprochen, daß die Enquete sich 
nicht auf die Eisenindustrie beschränke, sondern auf die gesammte 
Industrie ausgedehnt werden möchte. 
Der Geschäftsführer stellte dann fest, daß seit der Ver— 
sammlung in Frankfurt eine wichtige Wendung in der handels⸗ 
politischen Lage eingetreten sei. In Frankfurt habe man noch an 
einen günstigen Verlauf der Verhandlungen mit Oesterreich glauben 
und den Abschluß des Zoll- und Handelsvertrages mit Oesterreich⸗ 
Ungarn als möglich ansehen können. Diese Annahme habe sich 
jedoch nicht bestätigt. Zum ersten Mal seit längerer Zeit habe die 
deutsche Regierung in gewissem Sinne den Standpunkt, den die 
Industrie eingenommen habe, bei den Verhandlungen vertreten, und 
die Denkschrift, welche das Reichskanzleramt über die mit Oesterreich 
geführten Verhandlungen an den Reichstag habe gelangen lassen, 
zeige deutlich, wie, trotz der den deutschen Unterhändlern ertheilten 
freihändlerischen Instruktionen, eine unsichtbare Hand bemüht ge— 
wesen sei, das Prinzip der Reziprozität, des gleichen Rechtes und 
der gleichen Pflichten, bei den Verhandlungen zu wahren. Da 
nunmehr die Verhandlungen definitiv gescheitert seien und die 
Dauer des bestehenden Vertrages nur bis zum 1. Juli verlängert 
werde, habe das Direktorium umsomehr Veranlassung gehabt, die
	        
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