2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 371
stellung haben die ersten und angesehensten Industriellen des
deutschen Vaterlandes mitgewirkt.
„Einem solchen Zusammenwirken gegenüber werden die deutschen
Regierungen und Volksvertreter sich nicht gleichgültig oder ab—
wehrend verhalten können; eine solche Arbeit, für welche die ganze
deutsche vaterländische Industrie einsteht, hat unzweifelhaft den An—
spruch, daß man sie würdige und nur soweit außer acht lasse, als
man imstande ist, die Forderungen und Belege durch überzeugende
Gründe zu widerlegen.
„Die deutschen Industriellen haben niemals den Wunsch gehabt,
sich auf Kosten des Gesammtwohls unberechtigte Vortheile verschaffen
zu wollen. Was sie verlangen, ist nichts Anderes, als die Mög—
lichkeit der Existenz überhaupt, und der Tarif liefert aufs neue
einen Beweis dafür, daß die deutsche Industrie in ihren Anforde—
rungen maßvoll und bescheiden ist.“
Der Tarif selbst enthielt eine vergleichende Zusammenstellung
der vorgeschlagenen autonomen Zollsätze mit den bisherigen Zoll—
sätzen des deutschen und des österreichischen Konventionaltarifes, mit
dem neuen österreichisch-ungarischen Zolltarif, mit dem bisherigen
und dem beantragten Zolltarif Frankreichs, mit den Tarifen Ruß—
lands, Amerikas (1874), Englands (1876), Belgiens, Italiens und
der Schweiz (1869 und 1877). Dem Zolltarif war eine aus—
führliche Begründung der vorgeschlagenen Zollsätze beigegeben.
Diese ganze, höchst wirkungsvolle Arbeit umfaßte 239 Druckseiten
Großquart.
Die Mäßigkeit der geforderten Zölle war eine schlagende
Widerlegung der Anschuldigungen, mit denen der Centralverband
von seiner Begründung ab verfolgt worden war. In diesen war
er stets des krassesten Eigennutzes, der Hochschutzzöllnerei und der
Gefährdung des Gemeinwohles beschuldigt worden. Der vom
Centralverband aufgestellte autonome Tarif ist, wie bereits mehr—
fach bemerkt, von der vom Bundesrath später eingesetzten Tarif—
kommission eingehend benutzt worden. Der Vorarbeit des Central—
verbandes war es zu danken, daß diese Kommission so schnell ihre
große Aufgabe fertig stellen konnte.
Die Aenderung in der Zusammensetzung des Preußischen
Ministeriums nahm inzwischen ihren Fortgang. Der Finanz—
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