370— H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
„Außerdem erfordert die derzeitige Lage der deutschen Industrie
sowie das mit Ablauf der Handelsverträge in den großen Nachbar—
staaten und Amerika zu Tage getretene Bestreben nach Erhöhung
des Schutzes der einheimischen Produktion gegen die Mitbewerbung
des Auslandes eine eingehende Untersuchung der Frage, ob nicht
auch den vaterländischen Erzeugnissen in erhöhtem Maße die Ver—
sorgung des deutschen Marktes vorzubehalten und dadurch auf die
Vermehrung der inländischen Produktion hinzuwirken sowie zugleich
Verhandlungsmaterial zu schaffen sei, um später zu versuchen, ob
und inwieweit sich im Wege neuer Verträge die Schranken be—
seitigen lassen, welche unsere Exportinteressen schädigen.
„Die Ergebnisse der im Gange befindlichen Enqueten über die
Lage der Eisenindustrie sowie der Baumwoll- und Leinenindustrie
werden nützliche Grundlagen schaffen für die Beantwortung der
Frage der Zweckmäßigkeit einer Erhöhung oder Wiedereinführung
von Zöllen auf Erzeugnisse der in Frage stehenden Industrien.
Ueber einige weiter bereits in Anregung gekommene Aenderungen
des autonomen Zolltarifs, welche zum Theil eine korrektere Fassung
des Tarifs, zum Theil die Beseitigung von Mißverhältnissen
zwischen den Zollsätzen von Halbfabrikaten und Ganzfabrikaten,
zum Theil Erhöhungen des Schutzes einzelner Industriezweige
gegenüber der Konkurrenz des Auslandes bezwecken, sind Vor—
arbeiten gefertigt, welche den betreffenden Ausschüssen des Bundes—
raths werden vorgelegt werden. Es wird dabei nicht ausgeschlossen
sein, daß auch noch für andere Erzeugnisse die Einführung höherer
Eingangszölle angeregt werde.
„In formeller Hinsicht würde, abgesehen von der Umrechnung
der Zollsätze in die Reichswährung, zu prüfen sein, ob nicht an
Stelle des Centners eine andere Gewichtseinheit in den Tarif ein—
zustellen und die jetzige Gruppirung und Aufeinanderfolge der
einzelnen Positionen des Tarifs einer durchgreifenden Revision zu
unterziehen sein möchte. In ersterer Hinsicht ist daran zu erinnern,
wie Bremen unter Berufung darauf, daß die Eisenbahnverwaltungen
die Gewichtsangaben in Kilogrammen verlangen, bereits unter dem
10. Januar 1875 eine Beschlußnahme des Bundesraths dahin
beantragt hat, daß im zollamtlichen Verkehr die Bezeichnung des
Gewichts ausschließlich nach Kilogrammen stattzufinden habe —
Drucksache Nr. 3 der Session 1874/75. Der Bundesraths-Ausschuß
für Zoll- und Steuerwesen hat sich demnächst mit der Einführung