2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 383
auch für die nicht produzirenden Theile der Bevölkerung und
namentlich für die auf festes Geldeinkommen angewiesenen Staats—
und Gemeindebeamten von Nutzen sein; denn es werden der Ge—
sammtheit dann die Mittel zur Ausgleichung von Härten zu Gebote
stehen, falls sich in der That eine Erhöhung der Preise der Lebens—
bedürfnisse aus der Ausdehnung der Zollpflichtigkeit auf die
Gesammteinfuhr ergeben sollte. Eine solche Erhöhung wird jedoch
in dem Maße, in welchem sie von den Konsumenten befürchtet zu
werden pflegt, bei geringen Zöllen voraussichtlich nicht eintreten,
wie ja auch umgekehrt nach Aufhebung der Mahl- und Schlacht—
steuer die Brot- und Fleischpreise in den früher davon be—
troffenen Gemeinden nicht in einer bemerkbaren Weise zurückge—
gangen sind.
„Eigentliche Finanzzölle, welche auf Gegenstände gelegt sind,
die im Inlande nicht vorkommen und deren Einfuhr unentbehrlich
ist, werden zum Theil den Inländer allein treffen. Bei Artikeln
dagegen, welche das Inland in einer für den einheimischen Ver—
brauch ausreichenden Menge und Beschaffenheit zu erzeugen im
stande ist, wird der ausländische Produzent den Zoll allein zu
tragen haben, um auf dem deutschen Markt noch konkurriren zu
können. In solchen Fällen endlich, in denen ein Theil des in—
ländischen Bedarfs durch auswärtige Zufuhr gedeckt werden muß,
wird der ausländische Konkurrent meist genöthigt sein, wenigstens
einen Theil und oft das Ganze des Zolls zu übernehmen und
seinen bisherigen Gewinn um diesen Betrag zu vermindern. Daß
Grenzzölle auf solche Gegenstände, welche auch im Inlande erzeugt
werden, den ausländischen Produzenten für das finanzielle Ergebniß
mit heranziehen, geht aus dem Interesse hervor, welches überall
das Ausland gegen Einführung und Erhöhung derartiger Grenz—
zölle in irgend einem Gebiet an den Tag legt. Wenn im prattischen
Leben wirklich der inländische Konsument es wäre, dem der erhöhte
Zoll zur Last fällt, so würde die Erhöhung dem ausländischen
Produzenten gleichgültiger sein.
„Soweit hiernach der Zoll dem inländischen Konsumenten
überhaupt zur Last fällt, tritt er hinter den sonstigen Verhältnissen,
welche auf die Höhe der Waarenpreise von Einfluß sind, in der
Regel weit zurück. Gegenüber den Preisschwankungen, welche bei
bestimmten Waarengattungen durch den Wechsel im Verhältniß von
Angebot und Nachfrage oft binnen kurzer Zeit und bei geringer