Full text: Erster Band (1. Band)

392 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Appetit mit dem Essen kommen würde. Der vorstehende Beschluß 
zeigte, daß der Centralverband, trotzdem er nicht mehr gegen 
den Strom zu schwimmen hatte, sondern sich im Fahrwasser der 
Regierung und der Reichstagsmehrheit bewegte, nicht geneigt war, 
von seinen früheren, durchaus maßvollen Forderungen abzugehen. 
Für die eigenartige, besonders in Barmen betriebene Industrie, 
die für ihre Besatzartikel die harten und glänzenden englischen 
Wollengare (Wefte) in großen Mengen bezog, war das dortige 
Stadtverordneten-Kollegium mit einer Petition gegen die Verzollung 
dieser Garne eingetreten, die großes Aufsehen erregt hatte. Für 
diese englischen Weftgarne hatte der Centralverband in seinem 
Tarif annähernd dieselben Zollsätze ausgeworfen wie für die 
übrigen Wollengarne. Der Centralverband war sich dabei sehr 
wohl bewußt gewesen, daß die Fabrikation dieser Spezialität von 
Garnen damals in Deutschland noch nicht genügend verbreitet war. 
Durch die Erhöhung der bisherigen Zölle sollte jedoch den deutschen 
Unternehmern Gelegenheit gegeben werden, die Fabrikation auch 
in Deutschland in größerem Umfange aufzunehmen und das eng— 
lische Gespinnst allmählich vom deutschen Markte zu verdrängen. 
Es bestand jedoch kein Zweifel darüber, daß noch Jahre vergehen 
würden, bevor die Wollspinnereien soweit kommen würden, diese 
Aufgabe zu erfüllen. Die Delegirtenversammlung beschloß daher, 
bei der Tarifkommission die Ermäßigung der vom Centralverbande 
für Wefte vorgeschlagenen Zölle zu beantragen. 
Von freihändlerischer Seite wurde dem Centralverband vielfach 
vorgeworfen, daß er die Bedeutung des Veredlungsverkehrs ver— 
kenne und kein Interesse für ihn zeige. Auch diese Ansicht war 
eine irrthümliche. Auf Antrag des Fabrikbesitzers Böddinghaus— 
Elberfeld und des Syndikus Scherenberg der dortigen Handels— 
kammer beschloß die Delegirtenversammlung: 
„In Erwägung, daß es der Gerechtigkeit entspricht, denjenigen 
Gruppen der Exportindustrie, welche auf den Bezug auswärtiger 
Rohstoffe resp. Halbfabrikate angewiesen sind und durch die Er— 
höhung einzelner Tarifpositionen geschädigt werden könnten, ein 
Aequivalent zu geben, empfiehlt die Delegirtenversammlung des 
Centralverbandes Deutscher Industrieller der Reichsregierung die 
Aufrechterhaltung und weitere Ausbildung des Veredlungsverkehrs 
bezw. die Einführung von Zollrückvergütungen.“
	        
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