Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 393 
Da das Handwerk im Centralverband nicht vertreten war, 
so konnten bei Aufstellung des autonomen Tarifes die auf den 
Kleinbetrieb bezüglichen Zollpositionen nicht geprüft und erörtert 
werden. Es waren daher die das Handwerk betreffenden Sätze 
des Konventionaltarifes unverändert in den autonomen Tarif auf— 
genommen worden. Um dem Einwande zu begegnen, daß die 
Großindustrie für das Kleingewerbe kein Interesse habe und nur 
für sich einseitig Vortheile erstrebe, wurde von der Delegirten— 
versammlung der folgende Beschlußantrag einstimmig angenommen: 
„Soweit eine Ergänzung und Ausbildung des autonomen Tarifes 
in Bezug auf das Kleingewerbe erforderlich ist, überläßt der Central— 
verband die betreffenden Maßnahmen den betheiligten Interessenkreisen.“ 
Endlich konnte der Centralverband nicht umhin, zu der Frage 
der landwirthschaftlichen Zölle Stellung zu nehmen. In gewissem 
Sinne war dies freilich schon bei der Aufstellung des autonomen 
Tarifentwurfs geschehen. In der Einleitung dazu (S. VIII) war 
folgendes erklärt worden: 
„Daß Landwirthschaft und Industrie in der innigsten Wechsel— 
wirkung zueinander stehen, und daß die Förderung der einen 
zurückwirken muß auf das Gedeihen der anderen, wird derjenige 
nicht verkennen, welcher einen tieferen Einblick in das wirthschaft— 
liche Getriebe des Volkshaushalts gewonnen hat. Es lag deshalb 
ursprünglich die Absicht vor, auch bezüglich derjenigen Tarifpositionen, 
welche in das landwirthschaftliche Gewerbe einschlagen, bestimmte 
Vorschläge in den Tarifentwurf aufzunehmen. Bei näherer Ueber— 
legung mußte man sich jedoch sagen, daß es, streng genommen, der 
Industrie an der erforderlichen Legitimation zur Stellung von 
Anträgen fehle, welche in korrekter Weise nur von den Landwirthen 
allein gestellt werden können. Wir haben deshalb davon abgesehen, 
bestimmte Anträge in Bezug auf diese Positionen zu formuliren, 
halten es aber für nothwendig, hiermit ausdrücklich zu 
erklären, daß die deutsche Industrie gegen Zollein— 
richtungen, welche der schwer bedrängten deutschen Land— 
wirthschaft zu Hilse kommen, in keiner Weise etwas zu 
erinnern findet.“ 
Im Einklang mit dieser Erklärung faßte die Delegirten— 
versammlung nach eingehender Verhandlung folgenden Beschluß: 
„Der Centralverband Deutscher Industrieller spricht seine volle 
Zustimmung zu dem in dem Schreiben des Fürsten-Reichskanzlers
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.