2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 421
Interessenten des betreffenden Industriezweiges diesfallsige Anträge
an den Centralverband zu richten, welcher dieselben eingehend
prüfen und vom Standpunkte der Gesammtindustrie Stellung dazu
nehmen wird.
2. Eine Abänderung der bestehenden gesetzlichen Vorschristen
über Gewährung von Rückzöllen ist überhaupt nicht zu beantragen.
3. Dagegen ist an das Reichs-Schatzamt das Ersuchen zu
richten, bezüglich aller von einzelnen Industriellen oder Verbänden
bei der Reichsregierung eingehenden Anträge auf eine Erweiterung
der Zollrestitution zuvörderst den Centralverband gutachtlich zu hören.
Die Ausfuhr deutscher Waaren hatte seit der Einführung des
neuen Zolltarifes und mit der dadurch bewirkten Kräftigung und
Besserung der Lage der deutschen Industrie einen erfreulichen Auf—
schwung genommen. Handel und Industrie waren eifrig bestrebt
gewesen, das Absatzfeld des heimischen Gewerbfleißes zu erweitern.
Damit war vielfach das Bedürfniß hervorgetreten, die vom Deutschen
Reiche abgeschlossenen Verträge genauer kennen zu lernen, durch
die der internationale Verkehr Deutschlands mit den aus—
wärtigen Ländern und Staaten geregelt wurde. Das Direktorium
hatte demgemäß die Geschäftsführung beauftragt, eine Zusammen—
stellung aller vom deutschen Zollverein und später vom Deutschen
Reiche abgeschlossenen und zur damaligen Zeit noch in Kraft be—
findlichen Freundschafts-c, Handels-, Schiffahrts-, Konsular- und
literarischen Verträge herauszugeben. Dieses verdienstvolle Werk
erschien als Heft 20 der Verhandlungen, Mittheilungen und Berichte
des Centralverbandes und umfaßte 441 Druckseiten. Es war von dem
Geschäftsführer Sr. Excellenz dem Staatsminister Freiherrn
von Varnbüler gewidmet, wie es in der Vorrede hieß, einmal
um dadurch die großen Verdienste anzuerkennen, welche er sich um
das Zustandekommen des neuen deutschen Zolltarifes erworben
hatte, sodann um öffentlich Zeugniß abzulegen von der Ueberzeugung,
die sowohl den Herausgeber als auch die ganze deutsche Industrie
beseelte, daß die durch den neuen autonomen Zolltarif eingeführte
Wirthschaftspolitik in keiner Weise das Interesse an dem deutschen
Export abgeschwächt, sondern im Gegentheil befruchtend auf den
letzteren zurückgewirkt habe.
Die deutsche Reichsregierung war in Verhandlungen wegen
des Abschlusses eines Handels- und Schiffahrtsvertrages mit Italien