430 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Garne auf 12 Mark festgesetzt worden. Der Zoll betrug somit etwa
2 pCt. vom Werthe. Für die aus Streichgarn hergestellten Waaren
war durch den neuen Tarif der Zoll auf etwa 10 pCt. vom Werthe
erhöht worden. Bei den Berathungen des Zolltarifs von 1879
waren die Anträge der Streichgarnspinner auf die Gewährung
eines höheren Zolles, mit Rücksicht auf die bedeutende Ausfuhr
Deutschlands von aus Streichgarn hergestellten Waaren, unberück—
sichtigt geblieben. Trotz des durch den erwähnten Tarif eingesetzten
Zolles auf Streichgarne, gegen den die Weber seiner Zeit auch
Einspruch erhoben hatten, hatte sich die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse
im Laufe der Zeit wesentlich gesteigert. Bei dem zunehmenden
Wettbewerb der belgischen Spinner und der fortdauernden Ver—
schlechterung der Lage der deutschen Streichgarnspinner, hatten
diese im Regierungsbezirk Aachen eine Petition an den Reichs—
kanzler gerichtet, in der sie baten, den Zoll in verschiedenen Ab—
stufungen so zu erhöhen, daß er im Durchschnitt mindestens 5 pCt.
vom Werthe betragen sollte. Die Spinner hatten bei dem Central—
verband den Antrag gestellt, diese Eingabe zu unterstützen. Der
Antrag kam in derselben Versammlung des Centralverbandes zur
Verhandlung.“)
Nach einem eingehenden Referat, erstattet von dem Geheimen
Kommerzienrath Pastor in Aachen, erklärte sich der Vertreter der
Industriellen des Elsaß mit dem Antrage der Spinner einver—
standen. Aus den Reihen der Mitglieder des Vereins Süddeutscher
Baumwollindustrieller wurde jedoch Einspruch erhoben. Es wurde
für unzweckmäßig erachtet, an dem neuen Tarif zu rütteln,
umsomehr, als die gestellte Forderung wie eine indirekte Unter—
stützung der auf die Einführung eines Wollzolles gerichteten Be—
strebungen wirken könnte. Kommerzienrath Haßler erkannte die
Unzulänglichkeit der bisherigen Wollengarnzölle vollkommen an,
auch daß eine Besserung dieses Zustandes erwünscht sei; aber auch
er erachtete den Zeitpunkt für ungünstig. Nichtsdestoweniger aber
hielt er es doch für nothwendig, daß der Centralverband der
Frage näher trete. Da sie aber noch weiter geklärt werden müsse,
beantragte Haßler die Eingabe der Streichgarnspinner derselben
Kommission zu überweisen, die sich, nach dem Beschluß des Aus—
schusses, mit der Petition des Elsässer Industriellen Syndikats auf
*) GEbenda s 1