Full text: Erster Band (1. Band)

434 H. AM Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
In derselben Sitzung hatte der Ausschuß sich noch mit dem 
Antrage des Geh. Bergraths Leuschner, Vertreters der Mansfeld— 
schen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft, auf Einführung eines 
Zolles auf Rohkupfer zu beschäftigen. Rohkupfer war früher mit 
einem Zoll von 1,50 Mark für 100 kg belegt gewesen, der durch 
Abschluß des Handelsvertrages mit Frankreich fortgefallen war. 
Seitdem war Kupfer vom Zoll frei geblieben. Leuschner be— 
gründete seine Forderungen mit dem Hinweis darauf, daß der 
Preis für Kupfer im Durchschnitt des ganzen vergangenen Jahr— 
hunderts und bis zum Jahre 1875 rund 180 Mark für 100 kg 
betragen habe. Von da ab sei der Preis gefallen von 165 Mark 
im Jahre 1876 auf 102 Mark im 1885. Im Juli des laufenden 
Jahres 1886 habe er nur noch 85 Mark betragen. Die Lage 
seiner Gewerkschaft sei weiter durch den außerordentlichen Fall des 
Silberpreises ungünstig beeinflußt worden. Die Ursache des starken 
Sinkens des Kupferpreises liege in der großen Produktion; sie sei 
von 1879 bis 1885 von 151 156 auf 272 715 englische Tonnen, 
also um 47 pCt, gestiegen. An der Produktionssteigerung seien 
die Vereinigten Staaten mit 72 pCt. betheiligt. Leuschner be— 
gründete seine Forderung weiter mit dem Hinweis auf die in anderen 
Ländern auf Kupfer gelegten Zölle, sie betrügen in den Vereinigten 
Staaten 36,86 Mark, in Rußland 49,45 Mark, in Spanien 9,40 
bis 18 Mark. Der Referent verlangte einen Zoll von 15 Mark 
für 100 kg Kupfer. Generalsekretär Bueck-Düsseldorf glaubte, 
daß der bedeutungsvolle Antrag nach der vom Referenten gegebenen 
Begründung der ernstesten und wohlwollendsten Prüfung seitens 
des Centralverbandes sicher sein könne. Auch die Rücksicht auf 
die bei der vorhergegangenen Debatte erwähnte „ehrliche Probe“ 
würde ihn nicht abhalten, auf den Antrag einzugehen, da seines 
Erachtens der Zolltarif und die ihm zu Grunde liegende Wirth— 
schaftspolitik die „ehrliche Probe“ bereits bestanden habe. Bueck 
glaubte jedoch, daß mit Rücksicht auf die von ihm vertretenen 
westlichen Bezirke, in denen die Kupfer verarbeitenden Industrien 
großen Umfang erreicht hätten und wesentlich an der Ausfuhr 
ihrer Erzeugnisse interessirt wären, der Centralverband an seinen 
bisherigen Gepflogenheiten festhalten solle. Der Centralverband 
werde sich die Frage vorlegen müssen, ob die anderen Industrien 
durch die Einführung des beantragten Zolles gestört und geschädigt 
würden, was nach seiner Ueberzeugung der Fall sei. Zu diesen
	        
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