2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 445
Schwierigkeiten noch beständen, sie vollständig hervorgingen aus
der Gesetzgebung der Vereinigten Staaten und daß eine weitere
Abhülfe nur durch Aenderung der betreffenden Gesetzgebung er—
folgen könne. Der Reichskanzler müsse den Interessenten, die eine
Aenderung wünschten, anheimgeben, eine solche durch ihre Vertreter
in Nordamerika anzustreben. Von diesem Antwortschreiben wurde
den Interessenten Mittheilung gemacht.
In derselben Sitzung theilte der Geschäftsführer mit, daß das
Direktorium sich eingehend mit dem voraussichtlichen Ablauf der
von Deutschland geschlossenen Handelsverträge im Jahre 1892 be—
schäftigt habe. Dabei sei das Direktorium zu der Ansicht gekommen,
daß schon bei Zeiten für Material gesorgt werden müsse, um für
den dann wahrscheinlich ausbrechenden Kampf gerüstet zu sein. Als
solches Material habe das Direktorium zunächst eine genaue ver—
gleichende Ein- und Ausfuhrstatistik ins Auge gefaßt, die für die
deutschen Handelsbeziehungen mit allen den Staaten aufzustellen
wäre, mit denen Deutschland in irgend welche vertragsmäßige
Regulirung der handelspolitischen Verhältnisse einzutreten habe.
Der Geschäftsführer theilte ferner mit, daß in dem Bureau des
Centralverbandes Versuche gemacht worden seien, eine solche Statistik
aufzustellen. Dabei seien aber außerordentliche Schwierigkeiten
hervorgetreten, besonders dadurch, daß eine solche Statistik nur
Werth haben könne, wenn sie die Vergleichung der betreffenden
Vorgänge in den letzten 10 Jahren gestatte. In dieser Zeit aber
seien in den Waarenverzeichnissen und demgemäß auch in der Statistik
sehr eingreifende Aenderungen vorgenommen worden, und damit sei
die Aufstellung einer vergleichenden Statistik über die einzelnen
Waaren und Waarengattungen nur mit Hilfe sehr komplizirter
Rechnungen und Zusammenstellungen möglich. Diese dem Direktorium
zum Vortrag gebrachten Schwierigkeiten seien von diesem anerkannt
worden, es sei aber auch von ihm nicht übersehen worden, daß eine solche
Arbeit, von privater Seite aufgestellt, doch nur einen sehr begrenzten
Werth haben würde, da jeder, der Neigung dazu habe, sie als un—
richtig oder tendenziös angreifen könne. Das Direktorium habe
daher beschlossen, auf die Aufstellung einer solchen Statistik, welche
außerordentlich viel Zeit, große Arbeitskräfte und Mittel erfordern
würde, zu verzichten, jedoch den Reichskanzler in einer Petition zu
bitten, von dem Statistischen Amt eine solche Aufstellung anfertigen