2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 461
zu bringen seien. Ich bitte, uns aber nicht den Widersinn unter—
zuschieben, als ob wir die Stabilität nur für die Opfer anstreben,
und nicht auch für den Schutz unserer nationalen Arbeit. Ich
kann Ihnen sagen: die Verbündeten Regierungen werden den Grund—
satz der Stabilität auch bezüglich der Erhaltung des Schutzes
der nationalen Arbeit zur vollen Geltung bringen, und auch die
zukünftigen Vertragsverhandlungen werden sich im wesentlichen
in der Weise vollziehen, daß wir unseren Konventionaltarif,
wie er heute besteht, anbieten und abwarten, was dafür ge—
boten wird.“
Unter dem 30. März 1892 wurde der Centralverband vom
Handelsminister aufgefordert, ein Gutachten über die Rück—
vergütung der Zölle auf feine Garne abzugeben und auch die
Ansichten derjenigen an dieser Frage betheiligten Interessenten ein—
zuholen, die nicht durch Verbände vertreten sind und daher ihre
Ansichten nur schwer verlautbaren können. Zur Erörterung dieser
ungemein bestrittenen Frage, in der die Ansichten der Textilindustrie,
wie aus den früheren Verhandlungen im Centralverbande bereits
zu ersehen gewesen ist, sehr weit auseinander gingen, hatte der
Centralverband eine Versammlung von Vertretern der betreffenden
Industrie auf den 27. April nach Berlin berufen. Eine Ver—
ständigung konnte auch diesmal nicht erzielt werden. Dem Herrn
Minister wurde das Protokoll dieser Versammlung mit dem Be—
merken unterbreitet, daß der Centralverband bei den durchaus
abweichenden Ansichten in den Kreisen der Baumwollspinner und
Weber nicht in der Lage sei, zu der angeregten Frage Stellung
zu nehmen.
In der Sitzung des Ausschusses am 11. Juni 1892*) entspann
sich im Anschluß an einen Bericht des Geschäftsführers über die
Neugestaltung der mitteleuropäischen Handelsbeziehungen eine
längere Erörterung über die Handelsverträge, an der sich die
Mitglieder Russell, Vopelius, Meier-Hamburg, Dr. Websky,
Lueg und Drewsen betheiligten. Es wurde aufs neue betont,
daß die Industrie und Landwirthschaft Hand in Hand gehen
möchten, und mit Befriedigung festgestellt, daß nach den Erklärungen
von maßgebender Stelle eine weitere Abbröckelung der Zölle nicht
* Verhandlungen ꝛc. Heft 8, S. 15.