Full text: Erster Band (1. Band)

488 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
auf dem Standpunkt stehe, auf den sich der Centralverband durch 
die vom Ausschuß und von der Delegirtenversammlung gebilligte 
Erklärung seines Direktoriums im Jahre 1891 gestellt habe. Diese 
vor den Verhandlungen über den Abschluß des deutsch-österreichischen 
Handelsvertrages abgegebene Erklärung sage, daß die Industrie 
weit entfernt davon sei, sich auf Kosten der Landwirthschaft bereichern 
zu wollen und der Landwirthschaft Opfer aufzulegen zu Gunsten der 
Industrie. Er stände auf diesem Standpunkt noch heute und 
wolle dies besonders betonen, indem er sage: „wenn heute über— 
haupt erst die Handelsvertragsverhandlungen mit anderen Staaten 
begännen, mit anderen Worten, wenn Handelsverträge mit 
Oesterreich, Belgien u. s. w. noch nicht abgeschlossen wären und der 
russische Vertrag wäre der erste, der zur Verhandlung käme, wenn 
weiter bei diesen Verhandlungen zum ersten Male eine Abbröckelung 
der erwähnten Getreidezölle versucht werden sollte, wenn die Land— 
wirthschaft nachdrücklich betonte, daß diese Abbröckelung sie in ihren 
vitalen Interessen schädige, dann würde er auch heute noch dasselbe 
erklären, was der Centralverband im Jahre 1891 erklärt habe, 
und zwar, daß die Industrie in diesem Falle gewiß nicht die Er— 
mäßigungen befürworten würde, um für sich Vortheile einzutauschen. 
Er meine, wenn die Landwirthschaft diese Erklärung höre, an 
deren Aufrichtigkeit zu zweifeln sie keinen Anlaß habe, dann müßte 
sie sich auch ferner sagen, daß das jetzige Eintreten der Industrie 
für den deutsch-russischen Handelsvertrag nicht entfernt gedeutet 
werden könne als das eigennützige Bestreben, Vortheile für sich zum 
Schaden der Landwirthschaft zu erzielen. Sie werde sich dabei 
vielmehr auf den Standpunkt stellen müssen, daß die Industrie, 
wenn sie jetzt für den deutsch-russischen Handelsvertrag eintrete, 
nur die Konsequenzen aus den Vorgängen der letzten zwei Jahre 
ziehe, indem nicht wieder rückgängig gemacht werden könne, was 
geschehen sei, und der deutsch-russische Handelsvertrag den Schluß— 
stein der von der Regierung seit drei Jahren inaugurirten Politik 
bilde. Der Redner schloß mit den Worten, er habe diese Ver— 
hältnisse wieder ausdrücklich betont, obwohl er, was er nicht oft 
genug sagen könne, den dringenden Wunsch habe, das Verhalten 
dem deutsch-russischen Handelsvertrage gegenüber nicht zu einem 
Anlaß zu machen, der zu einem Riß in dem Verhältniß der 
Industrie zur Landwirthschaft führen könnte; denn es sei zu er— 
warten, daß im Laufe der Jahre noch Fragen und Aufgaben in
	        
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