Full text: Erster Band (1. Band)

518 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Der Vorsitzende Reichsrath Haßler glaubte, Dr. Böttinger 
habe bei seinem Antrage den Umstand erwähnt, daß der Chemische 
Verein ein einzelner Fachverein sei, dem es sonach leicht sei, sich 
über die betreffenden Beschlüsse zu einigen. Das Direktorium des 
Centralverbandes habe die vorliegende Frage gründlich erwogen. 
Da der Centralverband, im Gegensatz zu dem Chemischen Verein, 
eine große Anzahl von Vereinen und in diesen fast die sämmt— 
lichen deutschen Industrien umfasse, so sei die Entscheidung für 
das Direktorium unendlich schwerer. Aus diesem Grunde habe es 
auch den Geschäftsführer beauftragt, ihm in einer Denkschrift Vor— 
schläge zu unterbreiten. Gegenwärtig würde das Direktorium noch 
nicht in der Lage sein, in einer Versammlung bestimmte Stellung 
zu nehmen, daher müsse es sich jetzt dagegen erklären, daß der 
Centralverband und der Deutsche Handelstag, die beide große, zum 
Theil im Gegensatz zu einander stehende Interessen verträten, mit 
dem Chemischen Verein, der sich über seine Stellung leicht ver— 
ständigen könne, in eine private Konferenz einträten. Er bitte 
daher den Antrag des Dr. Böttinger abzulehnen. 
Nachdem Dr. Böttinger seinen Antrag zurückgezogen hatte, 
äußerte Generalkonsul Russell seine Befriedigung darüber, da eine 
Ablehnung leicht hätte den Schein erwecken können, als wenn der 
Centralverband es grundsätzlich ablehne, mit Fachvereinen, die ihm 
nicht angehörten, bezw. mit dem Handelstag, zu verhandeln. Auch er sei 
der Ansicht, daß die Industrie geschlossen vorgehen müsse. Er gebe 
aber zu bedenken, ob es der Absicht, derart vorzugehen, entspreche, 
wenn der Verein der Chemischen Industriellen mit Beiseitesetzung 
der mit der in Rede stehenden Sache bereits beschäftigten großen 
Körperschaften, des Centralverbandes und des Handelstages, allein 
vorgehe und bestimmte Eingaben an die Behörden richte, also 
seinen eigenen Weg verfolge. Mit den Worten: „eine Central— 
stelle müsse geschaffen werden,“ sei die Sache sehr wenig gefördert, 
da man nicht wisse, wie die Centralisirung in Bezug auf die freie 
Thätigkeit der Industrie wirken werde. So lange die Frage nicht 
im engsten Kreise erörtert und gelöst sei, könnte von einer größeren 
Versammlung kein günstiges Ergebniß erwartet werden. Er bitte 
Dr. Böttinger, überzeugt zu sein, daß das lebhafteste Bestreben 
bestände, in dieser Frage unter Beseitigung aller Etiquetten— 
rücksichten Hand in Hand mit allen denjenigen Kreisen der deutschen 
Industrie und des deutschen Handels zu gehen, welche sich warm
	        
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