2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 535
Das Direktorium beschloß ferner, das folgende Schreiben an
den Deutschen Landwirthschaftsrath zu richten:
„In Beantwortung Ihrer geehrten Zuschrift vom 20. August d. J.
geben wir uns die Ehre, Ihnen Abschrift einer in unserer gestrigen
Sitzung beschlossenen, an Seine Durchlaucht den Herrn Reichskanzler
gerichteten Eingabe nebst Denkschrift, betreffend die Errichtung einer
Stelle zur Vorbereitung des Abschlusses handelspolitischer Verträge
mit dem Auslande, zu überreichen. Indem wir voraussetzen, daß
auch Sie von der Nothwendigkeit einer schleunigen Inangriffnahme
der Vorarbeiten für die Regelung unserer internationalen handels—
politischen Beziehungen überzeugt sein werden, gestatten wir uns
die Bitte an Sie zu richten, sich unserer Eingabe anschließen zu wollen.“
Ein Schreiben gleichen Inhaltes wurde an das Präsidium
des Deutschen Handelstages gerichtet — Die Eingabe an den
Reichskanzler und die beiden zuletzt erwähnten Schreiben wurden
in einer zweiten am 10. September abgehaltenen Sitzung des
Direktoriums festgestellt und dann sofort abgefertigt.
Unmittelbar nachdem die obige Eingabe an den Reichs—
kanzler abgegangen war, erhielt der Centralverband von dem
Staatssekretär des Innern eine Verfügung, in welcher er seiner
dem Geschäftsführer des Centralverbandes am 3. September ge—
machten Zusage entsprechend mittheilte, daß es ihm von Werth
sein würde, hinsichtlich der Berathungen über die Vorbereitung
neuer Handelsverträge in eine persönliche und vertrauliche Be—
sprechung mit Vertretern der hauptsächlich betheiligten wirthschaft—
lichen Organe einzutreten. Demgemäß forderte er den Central—
verband Deutscher Industrieller auf, etwa drei seiner Mitglieder zu
einer solchen Besprechung auf Sonnabend, den 25. September 1897,
Vormittags 10 Uhr, zu ihm zu senden. Das Direktorium wählte
zu seinen Vertretern seinen Vorsitzenden Reichsrath Haßler, dessen
Stellvertreter Geh. Finanzrath Jencke und den Geschäftsführer
Bueck. Auf Ersuchen des Centralverbandes hatte der Staats—
sekretär die Güte, zu gestatten, daß noch ein vierter Vertreter in
der Person des Geh. Regierungsraths König, Mitglied des
Direktoriums, entsendet wurde. Zu diesen Besprechungen war auch
das Mitglied des früheren Zollbeirathes Kommerzienrath Möller
eingeladen worden.
Die Konferenz am 25. September fand unter dem Vorsitz
des Staatssekretärs des Innern Grafen von Posadowsky im