538 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
handeln, die durch ihre geschäftliche Thätigkeit an sich schon voll in
Anspruch genommen waren. Unter diesen war es nun sehr schwer,
Industrielle zu finden, die in der Lage und geneigt waren, ihre
Zeit in voraussichtlich sehr umfassender Weise den allgemeinen
Interessen zu opfern.
So hatten beispielsweise der Vorsitzende des Centralverbandes
Reichsrath Haßler und dessen Stellvertreter Geh. Finanzrath
Jencke erklärt, daß es ihnen trotz ihres besten Willens unmöglich
sei, einer Berufung in den Wirthschaftlichen Ausschuß Folge zu
leisten. Es waren ferner nicht nur die verschiedenen Wirthschafts—
gebiete, sondern auch die verschiedenen im Centralverbande ver—
tretenen großen Industrien zu berücksichtigen.
In diesen verschiedenen Beziehungen allen Interessen gerecht
zu werden, erschien fast unmöglich. Diese Schwierigkeiten zu
überwinden, gelang nur infolge des im höchsten Maße dankbar
anerkannten Entgegenkommens des Staatssekretärs des Innern
Grafen von Posadowsky und ferner infolge der Nachgiebigkeit
der großen rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahlindustrie.
In Anerkennung der großen Verdienste, die sich die in—
dustriellen Mitglieder des früheren Zollbeirathes Möller, Vogel
und Wachler erworben hatten, war es eine unabweisbare Pflicht
des Centralverbandes, diese vor allen Anderen als Mitglieder des
Wirthschaftlichen Ausschusses vorzuschlagen. Dann würden dem
Centralverbande nur noch zwei Mitglieder zur Präsentation übrig
geblieben sein. Es würde ihm somit unmöglich gewesen sein, auch noch,
wie ihm später in mündlicher Unterredung aufgegeben worden war,
mindestens die einzelnen größeren Bundesstaaten zu berücksichtigen.
Aus dieser Nothlage wurde der Centralverband von dem Grafen
von Posadowsky dadurch befreit, daß er sich in sehr freundlicher
Weise bereit erklärte, die früheren Mitglieder des Zollbeirathes dem
Reichskanzler zur Berufung vorzuschlagen. Damit waren Vertreter
des Königreiches Sachsen und des schlesischen Industriebezirkes sowie
ein Vertreter Preußens, und zwar des Maschinenbaues, gesichert.
Die rheinisch-westfälische Montanindustrie erklärte sich bereit,
den Kommerzienrath Möller und den für die deutsche Glasindustrie
zu bezeichnenden Hüttenbesitzer Vopelius, der jedoch viele Be—
ziehungen, besonders mit der im südlichen Theile der Rheinprovinz
belegenen Montanindustrie, hatte, als ausreichend für die Vertretung
ihrer Interessen anzuerkennen.