Full text: Erster Band (1. Band)

548 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
daß von dem Transport auf den subventionirten Dampfern alle 
diejenigen Produkte ausgeschlossen werden möchten, die mit den 
Erzeugnissen der einheimischen Landwirthschaft konkurrirten. Der 
Norddeutsche Lloyd hatte sich dazu bereit erklärt, darauf einzugehen, 
abgesehen von überseeischen Wollen. In dieser Beziehung hatte 
der Staatssekretär gesagt: 
„Die Wolle können Sie nicht ausschließen. Ich gestehe ganz 
offen zu, bei dem eingehenden Studium, welches ich angestellt habe 
über die Frage eines Wollzolls für Deutschland, habe ich die 
Empfindung gehabt, daß es vielleicht wirthschaftlich richtig gewesen 
wäre, seinerzeit den Wollzoll nicht abzuschaffen. (Hört! hört!) 
Wir haben in Deutschland so große Flächen leichten Bodens, die 
zum Theil nur mit der Schafzuchtwirthschaft ausgenutzt werden 
können, daß hierfür schwer ein Ersatz zu finden ist. Aber nachdem 
man den Wollzoll hat fallen lassen und sich in Deutschland eine 
so enorme Wollen-Industrie auf Grund der zollfrei eingeführten 
Wolle gebildet hat, glaube ich, daß es ein handelspolitisch unmög— 
liches Unternehmen wäre, jetzt die fremde Wolle aus Deutschland 
auszuschließen. Würde sie also nicht auf den subventionirten Dampfern 
kommen, so würde sie auf anderen Dampfern eingeführt werden; 
ausgeschlossen kann sie nicht werden, und ihre Einfuhr wird deshalb 
durch die subventionirten Dampfer noch nicht begünstigt.“ 
Dieser Bemerkung gegenüber stellte der Geschäftsführer fest, 
daß ein Wollzoll seit 1818 weder in dem damaligen preußischen 
Tarif, noch in dem Tarif des Zollvereins von 1833, noch in irgend 
einem anderen deutschen Tarife existirt habe. Mit dem Gesetz von 
1818 sei eine allgemeine Eingangsabgabe von 15 Sgr. eingeführt 
worden, diese habe aber auf Wollen nicht angewandt werden können, 
weil diese mit einem Ausfuhrzoll von 20 Mark, nach jetzigem 
Gelde, für den Doppelcentner belegt waren. Dieser Ausfuhrzoll 
sei 1860 auf 1 Mark ermäßigt und 1865 aufgehoben worden. 
Durch diesen Ausfuhrzoll habe, den Grundsätzen des alten Merkantil— 
systems entsprechend, das Rohprodukt im Lande gehalten und mög— 
lichst verbilligt werden sollen. Der Ausfuhrzoll sei daher keine Be— 
günstigung, sondern im Gegentheil eine Benachtheiligung der Land— 
wirthschaft gewesen. Der Geschäftsführer verwies dann auf die all— 
mählich eingetretene veränderte Richtung in der Schaf- und Wollzucht, 
durch welche die Einfuhr von Kolonialwolle für die deutsche Wollen— 
industrie zur unbedingten Nothwendigkeit geworden sei. Im übrigen
	        
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