2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 561
züglich des Tarifschemas schnell und äußerst zahlreich der Geschäfts—
führung zugehen lassen. Sie wurden sofort einzeln zu besonderen
Eingaben verarbeitet, vervielfältigt und in einer entsprechenden An—
zahl von Exemplaren dem Reichsamt des Innern, dem Reichs—
schatzamt und den mit dem Centralverband in Beziehung stehenden
Mitgliedern des Wirthschaftlichen Ausschusses unterbreitet. Als
diese Arbeiten noch im Gange waren, wurde die Nachricht verbreitet
daß das Reichsamt des Innern mit dem Wirthschaftlichen Aus—
schuß bereits mit größter Beschleunigung beschäftigt sei, die Zollsätze
für die einzelnen Positionen des Tarifschemas „festzustellen“, und
daß daher Aeußerungen der Industrie zu den Zollsätzen, wenn sie
nicht sofort eingingen, zu spät kommen und daher keine Berück—
sichtigung finden würden. Abgesehen von dem Umstande, daß es
sich bei den „festzustellenden“ Zollsätzen doch nur um die Aufstellung
des Entwurfes für den Bundesrath handeln konnte, erachtete das
Direktorium diese mit einer gewissen Beflissenheit verbreiteten Mit—
theilungen für durchaus unzutreffend, und mit vollem Recht, wie
die erst nach Jahr und Tag erfolgte Fertigstellung des Tarifentwurfes
für den Bundesrath gezeigt hat. Das Direktorium kam daher
keineswegs zu spät, wie in der dem Centralverbande übel—
gesinnten Presse behauptet wurde, als es durch Rundschreiben vom
5. Mai 1900 die Mitglieder aufforderte, Stellung auch zu den
ihre Erzeugnisse betreffenden Zollsätzen zu nehmen. Gleichzeitig ver—
lautete, daß eine Vernehmung von Sachverständigen bezüglich der
Zollsätze nicht mehr beabsichtigt sei, da letztere bereits bei den
Vernehmungen über das Tarifschema genügend zur Erörterung
gelangt wären. Das war keineswegs der Fall gewesen. In
einzelnen Abtheilungen, wie beispielsweise bei den Vernehmungen
über das Schema für die Glasindustrie, hatten sehr eingehende
Erörterungen auch über die Zollsätze stattgefunden; in anderen
Abtheilungen, beispielsweise bei den Vernehmungen der Sach—
verständigen über die gesammte Eisen-, Stahl⸗ und Maschinen—
industrie, waren einzelne Zollsätze nur ganz flüchtig gestreift worden.
Diese Verhältnisse wurden den Mitgliedern in dem erwähnten
Rundschreiben vom 5. Mai dargelegt und mit Bezug hierauf die
Nothwendigkeit betont, daß die Industrie nunmehr mit Feststellung
ihrer Wünsche für die von ihr als erforderlich erachteten Zollsätze
vorgehen und das betreffende Material der Reichsregierung als
gutachtliche Aeußerung unterbreiten solle. Dieser Aufforderung
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