584 H. AM Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
„Diese Bestimmung kann geeignet sein, den Abschluß von Handels—
verträgen überhaupt zu gefährden oder unmöglich zu machen.
„Eine solche Gefahr kann die Industrie nicht laufen, wie auch
der Centralverband nie die Absicht gehabt hat, höhere Getreidezölle
seinerseits zuzugestehen, ohne den gleichzeitig erfolgten Abschluß
neuer Handelsverträge. Dies ist in unzweideutiger Form ins—
besondere auch in der von der Delegirtenversammlung des Central—
verbandes am 5. Februar d. J. angenommenen Resolution zum
Ausdruck gebracht worden, in welcher es ausdrücklich heißt:
„„Die Versammlung der Delegirten hält demgemäß den Abschluß
von Handelsverträgen auf eine thunlichst lange Zeit im Interesse
des deutschen Wirthschaftslebens für unbedingt nothwendig, ebenso,
daß dabei den Gewerben jeder Art der nach Maßgabe ihres Be—
dürfnisses und den Interessen des Gemeinwohls zu bemessende
Schutz erhalten bleibe bezw. gewährt werde.
„„Die Versammlung der Delegirten erkennt insbesondere an, daß
die gegenwärtige schwierige Lage der deutschen Landwirthschaft eine
ausreichende Erhöhung der Getreidezölle erfordert, sie muß aber
erwarten, daß diese Erhöhung nur in einem solchen Umfange er—
folge, welcher mit dem Gemeinwohl vereinbar ist und insbesondere
den Abschluß langfristiger Handelsverträge nicht ausschließt.““
„So wenig das Direktorium, wie schon eingangs bemerkt, einer
ausreichenden Erhöhung der Getreidezölle entgegenzuwirken beab—
sichtigt, so muß dasselbe sich doch im Interesse der im Central—
verband vertretenen deutschen Industrie mit aller Entschiedenheit
dagegen aussprechen, daß die Feststellung von Minimalzöllen nur
für Getreide prohibitiv in Anbetracht des Abschlusses von Handels—
verträgen wirke. Eine entsprechende Abänderung des 8 1 des
Zolltarifgesetzentwurfs vom 26. Juli d. J. ist daher unabweislich.“
Ueber das Zustandekommen dieses noch am Abend desselben
Tages in den „Berliner Politischen Nachrichten“ veröffentlichten Be—
schlusses gab der Vorsitzende Geh. Finanzrath Jencke in der Ver—
sammlung der Delegirten am 1. Oktober 1901 Aufschluß, wie an
betreffender Stelle zu erwähnen sein wird.
Der Beschluß des Direktoriums erregte außerordentliches Auf—
sehen; er wurde zunächst dahin gedeutet, daß das Direktorium sich
für einen Doppeltarif ausgesprochen habe, denn es habe sich erklärt
gegen einen Doppeltarif nur für Getreide. In dem Worte „nur“
liege, daß das Direktorium ganz einverstanden mit einem Doppel—