Full text: Erster Band (1. Band)

26 Der Centralverband 1876 — 10901. 
unterstützt, während Bayern einen gemäßigteren Standpunkt einnahm, 
indem es nur eine Erhöhung auf 3 bezw. 4 Thaler beantragte. 
Preußen erklärte sich im Verein mit Sachsen, Thüringen, Braunschweig 
und Frankfurt gegen jede Zollerhöhung für rohes Baumwollengarn. 
Da beide Parteien hartnäckig an ihrem Standpunkt festhielten, ver— 
liefen die theils sehr erregt geführten Verhandlungen fast resultat— 
los; nur für in Zettel geordnetes Garn wurde der Zoll auf 
3 Thaler erhöht. 
Dem Antrage Nassaus auf Erhöhung der Eisenzölle begegnete 
Preußen mit dem Antrage auf Ermäßigung des Zolles auf 
fagonnirte Stabeisensorten, der seinerseits wieder an dem entschiedenen 
Widerstande Nassaus und Württembergs scheiterte. Einem Antrage 
Bayerns auf Erhöhung des Zolles auf feine Glaswaaren setzte 
Preußen Widerstand entgegen. 
So endete die Stuttgarter General-Konferenz mit nur 
ganz geringfügigen Aenderungen des Tarifs und zunr Ent⸗ 
sauschung beider Parteien, zwischen denen der Kampf mit großer 
Heftigkeit fortgeführt wurde. Auch die Bevölkerung war mit dem 
Ergebniß sehr unzufrieden. 
Inzwischen war die Lage der Eisenindustrie unbestreitbar be— 
denklich geworden. Schon auf der Konferenz hatte Preußen sich 
bereit gezeigt, bei zunehmender Bedrängniß der Eisenindustrie 
eine nähere Berathung mit den übrigen Vereins⸗Regierungen über 
die Erhöhung gewisser Eisenzölle zu veranstalten. Auch diese Ver— 
handlungen verliefen ohne Ergebniß. Sachsen, Württemberg, 
Baden, das Großherzogthum Hessen und Nassau beantragten einen 
Zoll von !/ Thaler für Roheisen und von 11/, Thalern für 
gröberes Schmiedeeisen. Preußen schlug dagegen einen Roheisen— 
zoll von 10 Silbergroschen, für Stabeisen gröberer Sorten von 
11). Thalern, dagegen für feine Eisenwaaren die Ermäßigung des 
Zolles von 3 auf 21/, Thalern vor. Widerspruch gegen den Roh— 
äisenzoll und die Erhöhung des Zolles auf gröberes Schmiedeeisen 
wurde von keiner Seite erhoben, jedoch kam es wegen der 
Weigerung Bayerns, die Erhöhung des Eingangszolles auf 
Eisenbahnschienen zuzulassen, zu so erheblichen Meinungsverschieden— 
heiten, daß eine Verständigung nicht zu erzielen war. 
Die nächste General-Konferenz sollte 1844 stattfinden, sie wurde 
auf Antrag Preußens auf 1845 vertagt und am 1. Juli dieses Jahres 
in Karlsruhe eröffnet. Die Parteien im Lande sahen dieser
	        
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