Full text: Erster Band (1. Band)

Einleitung: Politik und Zoll- u. Handelsgesetzgebung. 43 
Die Entwicklung der Beziehungen Oesterreichs zum Zollverein 
sind hier etwas ausführlich behandelt worden, um zu zeigen, in 
welcher Weise die politischen Einflüsse bei der Gestaltung 
der handels⸗ und zollpolitischen Verhältnisse Deutsch⸗—⸗ 
lands mehr und mehr zur Geltung gelangten; sie wurden 
mit dem entschiedenen Eingreifen Oesterreichs und dem 
Kampf, den Preußen um seine Stellung und seinen Ein—⸗ 
fluß führen mußte, bei der weiteren Entwicklung fast 
ausschließlich maßgebend. 
Preußen erkannte die Richtung und die Tragweite der öster— 
reichischen Vorschläge vollkommen, erachtete es jedoch für ziveck— 
mäßig, ihnen vorerst nicht direkt entgegen zu treten, sondern 
Widerstand zunächst mehr auf dem Gebiete der formellen Be— 
handlung zu leisten. In dieser Absicht trat Preußen mit Anträgen 
hervor, die den an sich schon vorhandenen Gegemsatz der verschiedenen 
Interessentengruppen noch schärfer hervortreten lassen mußten, indem 
der unmittelbare Einfluß Oesterreichs auf die mittleren und kleinen 
Staaten vermieden wurde. Zugleich suchte es die Verhandlungen 
in seine eigene Hand zu bekommen. 
Ueber die wirkliche Stellung Preußens zu Oesterreichs Vor— 
schlägen hatte die Wiener Regierung jedoch sehr bald Gelegenheit, 
sich klar zu werden. Es lag nichts näher, als diese Vorschläge 
t auf der bevorstehenden Generalkonferenz in Kassel zu erörtern. 
e Oesterreich wünschte das lebhaft und wurde dabei von Bayern 
e energisch unterstützt. Als aber im nächsten Jahre die Konferenz 
n am 7. Juli 1850 eröffnet wurde, hatte Preußen hierbei der öster— 
r reichischen Vorschläge, die unverkennbar das wichtigste und folgen— 
reichste Anerbieten bildeten, das dem Zollverein seit seiner Entstehung 
n gemacht worden war, auch nicht einmal andeutungsweise gedacht, 
n ja sogar eine Reihe von Anträgen gestellt, die sich direkt gegen 
n Oesterreichs Interessen richteten. Wenn nun auch die anderen 
t⸗ Vereinsregierungen keineswegs geneigt waren, unbedingt auf die 
m österreichischen Vorschläge einzugehen, so beantragten doch einige 
n derselben, und namentlich Bayern, diesen Gegenstand sofort zur 
ig Sprache zu bringen. 
id Der Generalkonferenz lagen wichtige Verhandlungsgegenstände 
ch vor, besonders wieder die Tariffrage, bei der sich abermals die 
mn Schutzzoll- und die Freihandelspartei scharf gegenüber standen. 
Bayern hatte für Baumwollengarn, für feinere Gewebe aus Baum—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.