Full text: Zweiter Band (2. Band)

136 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Einrichtungen zu belasten; sie im höheren Maße zu belasten wie 
bisher, um ihr Dasjenige aufzuerlegen, was die Lokalarmenverbände 
bisher an Fürsorge für den verunglückten Fabrikarbeiter zu tragen 
haben und was künftig in einem höheren, vollkommneren, würdigeren 
Maße durch die Versicherung getragen werden soll in Gemeinschaft 
mit dem Staat. Es handelt sich hier jetzt nicht um eine Schöpfung 
neuer Lasten, sondern um eine Uebertragung von Lasten aus den 
Armenverbänden auf staatliche Leistungen.“ 
An einer anderen Stelle sagte der Reichskanzler mit Bezug 
auf den Abgeordneten Bamberger, der an dem Worte „christlich“ 
keinen Anstoß genommen, „er nehme für seine Bestrebungen bereit— 
willig den Namen „praktisches Christenthum“ aber sans phrase, 
wobei wir die Leute nicht mit Reden und Redensarten bezahlen, 
sondern wo wir Ihnen wirklich etwas gewähren wollen. Aber 
umsonst ist der Tod. Wenn Sie nicht in die Tasche greifen 
wollen und in die Staatskasse, dann werden Sie nicht fertig 
werden. Die ganze Sache der Industrie aufzubürden, das weiß 
ich nicht, ob sie das tragen kann. Schwerlich geht es bei allen 
Industrie VOVOo man den Beitrag auf die Arbeiter 
oder die Unternehmer legt, das halte ich für ganz gleichgültig. 
Die Industrie hat ihn in beiden Fällen zu tragen und 
was der Arbeiter beiträgt, das ist doch nothwendig schließlich zu 
Lasten des ganzen Geschäftes.“ Der Reichskanzler wandte sich 
dann noch gegen den Abgeordneten Richter, der gesagt hatte „die 
ganze Vorlage sei eine Subvention für die Großindustrie. Der 
Reichskanzler sagte: „Nun, das ist wieder die Frage des Klassen— 
hasses, die neue Nahrung bekommen würde, wenn man dies all— 
gemein glauben könnte. Ich weiß nicht, warum Sie gerade bei 
der Regierung eine blinde parteiische Vorliebe für die Groß— 
industrie voraussetzen. Es sind die Großindustriellen ein allerdings 
meist vom Glück begünstigter Theil unserer Bevölkerung, das erregt 
kein Wohlwollen bei Anderen; ihre Existenz aber zu schwächen und zu 
zu schmälern, wäre doch ein sehr leichtsinniges Experimentiren. Wenn 
wir die Großindustrie, wie wir sie haben, fallen lassen, wenn wir es dahin 
kommen ließen, daß sie mit dem Auslande nicht mehr konkurrenz— 
fähig bleibt, wenn wir ihr Lasten auferlegen wollten, von denen 
nicht bewiesen ist, daß sie dieselben wird tragen können, so 
wurden wir damit vielleicht Beifall bei Allen finden, 
die mit Aerger Jeden sehen, der reicher ist wie Andere,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.