144 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
fördern. Er nehme daher die Landesversicherungsanstäͤlten an,
weil nur auf Grund dieser eine Mehrheit im Reichstage für den
Gesetzentwurf erwartet werden könne.
Die Sozialdemokraten befürworteten eine Reichsversiche—
rungsanstalt. Ausschlaggebend gegen dieselbe trat mit großer Ent— 9
schiedenheit das Centrum und die Fortschrittspartei auf.
Die Versicherungsprämie sollte nach dem Ergebniß der zweiten
Berathung zu zwei Dritteln von dem Unternehmer und zu einem
Drittel von dem Versicherten aufgebracht werden. Der Reichszuschuß 2
war abgelehnt worden.
Mit Rücksicht auf die unumwundene Erklärung des Reichs—
kanzlers, daß ein Gesetz, welches die Arbeiter der unteren Lohn— 6
klassen mit Beiträgen belaste, für ihn unannehmbar sein würde,
hatte der Abgeordnete von Helldorf den vorerwähnten Ver—
mittelungsantrag der konservativen Partei eingebracht, der dem
Unternehmer die ganze Prämienlast auferlegen wollte. Das gleiche
verlangte der im Namen der Fortschrittspartei gestellte Antrag
Ausfeld*), jedoch mit dem Zusatz, daß es dem Unternehmer ge— n
stattet sein solle, die Versicherung bei einer zur Zeit bestehenden
oder nach Maßgabe des 8 56 zum Geschäftsbetriebe in Deutschland d9
zugelassenen Versicherungsanstalt (Aktiengesellschaften, Gesellschaften ir
auf Gegenseitigkeit, Genossenschaften) zu bewirken.
Gegen diesen Antrag trat der Abgeordnete Servaes-Ruhrort tr
auf. Er habe das Wort genommen, weil von verschiedenen in— b
dustriellen Seiten aus die Behauptung wiederholt worden sei, daß 8
der Arbeitgeber ohne Mühe die ganze Last dieses Gesetzes tragen
könne. „Ich fühle mich verpflichtet,“ so sagte der Abgeordnete, s
„dieser Aeußerung gegenüber hier zu konstatiren, daß eine große fr
Reihe von Arbeitgebern ganz genau das Gegentheil aussprechen, g
wovon Sie sich selbst aus einer großen Zahl von Petitionen der E
wirthschaftlichen Vereine sowohl, wie einer Anzahl von Handels— V
kammern und kaufmännischen Körperschaften überzeugt haben
werden. Auch diese haben sich sämmtlich dahin ausgesprochen, daß m
eine einseitige Tragung der Lasten von Seiten des Arbeitgebers vi
nicht möglich ist. Servaes verwies auf die große Verschiedenheit he
des Betrages der Löhne, wie der Herstellungskosten überhaupt bei sp
den verschiedenen industriellen Erzeugnissen. Diese Verschiedenheit habe w
*) Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags, al
IV. Legisl.-Periode, 4. Session 1881, Band 4, S. 1156 Nr. 269. un