Full text: Zweiter Band (2. Band)

146 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
derjenige, der sich durch seinen eigenen Leichtsinn oder anderes 
eigenes Verschulden einen Unfall zugezogen habe. Das seien aber 
Konsequenzen, deren Durchführung unmöglich erscheine. „Wenn der 
Arbeitgeber in solcher Weise belastet werden soll, dann ist es 
besser, Sie streichen die ganze Industrie vom Boden weg, dann ist 
ihre Existenz überhaupt nicht mehr möglich.“ 
Servaes verwies dann auf die eigenthümliche Konstruktion 
der Kasse, zu der man bei Annahme des Antrages Ausfeld gelangen 
würde. „Sie haben dann,“ so sagte der Abgeordnete, „drei ver— 
schiedene Parteien, von denen die eine in der Kasse nichts zu sagen 
hat, aber alles bezahlen muß, die zweite nichts bezahlt, aber alles 
empfängt, und eine dritte Partei, die gar nichts beiträgt, sondern 
nur verwaltet, die verwaltet bis in die kleinsten Kreise hin und 
deren äußerste Ausläufer der Verwaltung unbedingt in den Kreisen 
der Bürgermeister oder sonstigen kleinen politischen Beamten enden 
müssen. Sie werden aber zugestehen, daß das Interesse dieser 
unteren Verwaltungsorgane nur das sein kann, denjenigen, der 
ihnen am meisten Unannehmlichkeiten bereiten kann, also denjenigen, 
der Entschädigungen aus der Kasse zu beziehen hat, zufrieden zu stellen, 
und daß fast überall in diesen Kreisen die Idee herrscht, der Arbeit— 
geber ist der große Mann, der kann alles gut leisten. Wir würden 
dann also das schöne Verhältniß finden, daß auf der einen Seite 
die Verwaltung, wenigstens in den unteren Kreisen, wahrscheinlich 
darnach strebt, den Arbeiter gut zu stellen und der Arbeiter nur ein 
Interesse daran hätte, möglichst viel aus der Kasse für sich heraus— 
zuziehen, der Arbeitgeber aber einfach nichts thun dürfe als die 
Summe zu bezahlen, die ihm als Prämie von der Behörde auf— 
gegeben wird. Ob eine solche Kasse überhaupt existenzfähig ist, ob 
man dann wirklich den Zweck erreichen kann, den Sie mit diesem 
Gesetz verbinden, ist mir mindestens sehr fraglich.“ Der Redner 
verwies dann auf den Umstand, daß in keinem anderen Lande der 
Welt von dem Staat und von den Arbeitgebern für die Arbeiter 
so viel geleistet werde wie in Deutschland. Daß Deutschland aber 
in hohem Maße darauf angewiesen sei in Konkurrenz mit den 
anderen Ländern auf dem Weltmarkt exportfähig zu bleiben. Wenn 
in Deutschland immer weitere Lasten auf die Industrie gehäuft 
werden, so werde das Kapital von den industriellen Unternehmungen 
zurückgeschreckt, es werde Niemand mehr Unternehmer sein wollen 
und demgemäß werde auch der Export mehr und mehr schwinden.
	        
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