290 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Die Revision der Fabrik sei aber, wie auch schon der Herr Staats—
minister eingehend dargelegt habe, unbedingt nothwendig. Der
Redner schloß mit der Versicherung, daß sich die Regierung den
gesammelten Erfahrungen auf beiden Gebieten nicht verschließe und
ihnen im gegebenen Falle auch Rechnung tragen würde.
Geh. Bergrath Leuschner-Eisleben erblickte in der Organi—
sation des Gesetzentwurfes einen Fortschritt, erklärte, zu Denen zu
gehören, die einen Beitrag der Arbeiter immer für unzulässig er—
achtet hätten, und hielt den Reichsbeitrag — so wohlbegründet
er bei den der Industrie zugemutheten enormen Opfern auch sei —
für unerreichbar. Die Durchführung des Kapitaldeckungsverfahrens
würde er für unverantwortlich halten.
Hinsichtlich der Arbeiterausschüsse könne er der Auffassung des
Herrn Staatsministers in keiner Weise beistimmen. Die Arbeiter⸗
ausschüsse seien seines Erachtens aus einem falsch verstandenen
Wohlwollen gegen die Arbeiter hervorgegangen. Das sei aber
gegenwärtig einmal der Geist der Zeit, das sei die
sogenannte liberal-humane Richtung, in dem Arbeiter
denjenigen Menschen zu sehen, der mehr oder weniger
unterdrückt sei, in dem Arbeitgeber denjenigen, der den
Arbeitnehmer unterdrücke. Das sei eine Auffassung, die aller—
dings zum großen Theil vom grünen Tische gekommen sei und die
besonders von Denjenigen getheilt werde, die zwar nicht am grünen
Tische der Verwaltungsbehörden sitzen, aber doch an den grünen
Tischen der Parlamente ihr Dasein führen. Der Central—
verband verwerfe die Arbeiterausschüsse nicht wegen der
Arbeiter, sondern wegen der Agitatoren. Das sei der Grund,
wieso sich die Industrie aufs entschiedenste gegen die Arbeiter—
ausschüsse erkläre. Vor zwanzig Jahren seien in seiner Gegend
3 4000 Arbeiter im Bergbau und Hüttenbetrieb beschäftigt
gewesen; gegenwärtig seien es 18000. Damals seien die Verhält—
nisse zwischen Arbeiter und Arbeitgeber durchaus befriedigend
gewesen. Im Mansfeldschen Bezirk sei seit undenklichen Zeiten die
achtstündige Schicht mit siebenstündiger Arbeitszeit eingeführt gewesen.
Die Löhne hätten sich für die dortigen Arbeiterverhältnisse in jeder
Beziehung befriedigend gestaltet. Dennoch sei es damals dem
Sozialdemokraten von Schweitzer gelungen, eine fast revolutionäre
Bewegung unter den Arbeitern hervorzurufen, die nur mit äußerster
Entschiedenheit und Strenge habe unterdrückt werden können. Bei