Full text: Zweiter Band (2. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralberbandes. B. Sozialpolitik. 521 
Eine weitere Vermehrung der Belastung erblickte der Referent 
in der Erhöhung des Steigerungssatzes in der ersten Lohnklasse 
von 2 auf 3 Pfg. und in der Einführung einer 5. Lohnklasse 
mit einem Steigerungssatz von 15 Pfg. Der Referent erörterte 
eingehend die in der „Denkschrift, betreffend die finanzielle Ent— 
wickelung der Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalten und 
der zugelassenen besonderen Kasseneinrichtungen“*) enthaltenen 
Begründung. 
In dieser sei, kurz zusammengefaßt, ausgeführt, daß die Bei— 
träge für die erste 10jährige Beitragsperiode um , zu hoch an⸗ 
gesetzt gewesen seien. Daher werde am Ende dieser Periode ein 
Ueberschuß von rund 466 000 000 Mark erzielt werden. Dieser 
Ueberschuß werde in den folgenden Jahrzehnten zur Deckung der 
in gegebener Weise steigenden Lasten aufgezehrt werden, wenn keine 
Erhöhungen der Beiträge vorgenommen werden sollten. Daraus 
folge, daß, wenn die Leistung der Versicherungsanstalten der Vor— 
lage entsprechend noch weiter erhöht werden sollten, die Durch⸗ 
führung dieser Maßregeln nur ermöglicht werden könne 
durch eine weitere Erhöhung der jetzt bestehenden 
Beiträge. 
Der Referent erkannte an, daß für die Erhöhung der Be— 
lastung der Wunsch spreche, die altersschwachen und invaliden 
Arbeiter und deren Angehörige so gut als möglich zu versorgen. 
Aus der voraussichtlich künftigen Entwickelung der wirthschaftlichen 
und industriellen Verhältnisse glaubte er aber schließen zu sollen, 
daß der Kampf um die Existenz auf allen Gebieten und somit 
auch für die Industrie sich immer schwerer gestalten werde. Bei 
dieser Aussicht empfehle es sich nicht Beschlüsse zu fassen, die niemals 
rückgängig gemacht werden könnten, von denen die gegenwärtige 
Generation freilich nur wenig getroffen werde, deren Folgen sich 
aber als höhere Belastung ganz und voll auf die Schultern der 
Nachkommen legen würden. 
Als einschneidend bezeichnete der Referent die auf die 
Organisation, die Ressortverhältnisse und den Geschäftsgang be— 
) Die in der Nr. 288 des „Reichsanzeigers“ vom 30. September 1896 
als besondere Beilage erschienene „Denkschrift“ ist in den „Verhandlungen 2ꝛc.“ 
des Centralverbandes nicht abgedruckt worden, weil wegen der vielen und 
umfangreichen Formeln und Tabellen der Druck sehr kostspielig und der 
rechnerische Inhalt für den Laien doch vielfach unverständlich gewefsen wäre.
	        
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