Full text: Zweiter Band (2. Band)

608 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Verband der Maurer zu mir kommt und mir die Erklärung abgiebt, 
anstatt 4 Stunde Frühstück wird 1 Stunde Frühstück, anstatt 
1 Stunde Vesper werden 2 Stunden Vesper gemacht, ich mache 
alles, was der Verband verlangt, denn ich komme dabei 
am besten weg. Einzelne Maurermeister erklärten mir zähne⸗ 
knirschend, sie müßten sich fügen, aber es sei ihnen die Lust und 
die Liebe zur Arbeit und zum Handwerk überhaupt vergangen.“ 
„Der Zweck dieser Erzählung, die ich Ihnen vorgetragen 
habe, ist, anzuregen, ob es nicht möglich ist, hier einmal Bresche 
zu schießen und unsere gesammte Arbeiterschaft zu retten vor diesen 
freiwilligen Zwangsverbänden. (Sehr richtig! rechts.) Denn, meine 
Herren, der Bestand des Bürgerthums, der Bestand des Staates 
ist in der allerschwersten Weise gefährdet.“ (Sehr richtig! rechts.) 
Wenn somit Handwerksmeister erklärt hatten, daß sie sich, um 
schwereren Schädigungen zu entgehen, allen und auch solchen An— 
forderungen der organisirten Arbeiter fügen würden, die doch er⸗ 
sichtlich mit bedeutenden Vermögensnachtheilen für sie verbunden 
sein würden, so ist der Gedanke doch vielleicht nicht so unbedingt 
von der Hand zu weisen und als Fata morgana zu bezeichnen, 
daß sie sich in ihrer Stellung als Beisitzer bei den Gewerbegerichten, 
wie bei den in Rede stehenden Rentenstellen, unlauteren Ansprüchen 
der Arbeiter, bei den Entscheidungen Partei für sie zu nehmen, 
nicht unbedingt widersetzen würden. 
Bei den Erörterungen über die Rentenstellen waren auch die 
Ansichten über die Zusammenlegung der verschiedenen Arten der 
Arbeiterversicherung etwas deutlicher hervorgetreten. Die örtlichen 
Rentenstellen waren hervorgegangen aus einer Anregung des Vor— 
sitzenden der Versicherungsanstalt Berlin, Dr. Freund. Er hatte 
in der „Sozialen Praxis“ Nr. 18 vom 2. Februar 1899 geschrieben: 
„Meine grundsätzliche Stellung für die Rentenstellen ist bedingt 
durch die bestimmte Annahme, daß dieselben den ersten Schritt zur 
Zentralisirung der gesammten Arbeiterversicherung bilden werden 
und sollen.“ In der Begründung hieß es bei der ersten Zurück⸗ 
weisung des Gedankens die verschiedenen Zweige der Arbeiter— 
versicherung mit einander zu verschmelzen: „Auch jetzt ist eine thun— 
lichste Annäherung der verschiedenen Zweige der Mbeiter— 
versicherung an einander, ein Ineinandergreifen der Fürsorge und 
der Organisation, aber nicht Verschmelzung, möglich“. Es ist hier 
schon eine Stelle aus der Rede des Staatssekretärs des Innern
	        
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