674 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
den Wegfall der Karenzzeit ausgesprochen. Der Referent glaubte
die Stellung der Mehrheitsparteien im Reichstage als eine dem
Entwurfe im allgemeinen freundliche bezeichnen zu können; man sei
aber bestrebt, mehr zu erreichen als der Entwurf biete. In dieser
Richtung hätten sich auch die Berathungen der Kommission bewegt.
Ueber den in der Kommission gestellten Antrag das bisher geltende
Umlageverfahren durch das Kapitaldeckungsverfahren zu ersetzen werde
der Geschäftsführer des Centralverbandes Bueck besonders berichten.
Das Gebotene anzunehmen und noch mehr zu verlangen sei
auch die Stimmung in denjenigen Kreisen der Sozialpolitiker, die
ihre Vertretung in der Zeitschrift „Soziale Praxis“ fänden. In
der Nummer vom 18. Januar dieses Blattes habe sich ein
Dr. Cl. Heiß wie folgt über die Vorlage geäußert: „Die gegenüber
dem bisherigen Zustand vorgesehenen Verbesserungen der Gesetze
sind so einschneidender Natur, die bei Berathung der früheren
Novelle kundgegebenen Wünsche des Reichstages sind in manchen
Punkten so eingehend berücksichtigt, daß wir von den Entwürfen
eine fruchtbare Weiterbildung des deutschen Arbeiterversicherungs—
rechts zu erhoffen berechtigt sind, wobei wir allerdings erwarten,
daß der Reichstag auf seine früheren Forderungen, die jetzt im
Entwurfe nicht beachtet sind, beharre und auch billigen Ansprüchen
der Arbeitervereinigungen Geltung verschaffe.“
Demgegenüber habe die Industrie doch alle Veranlassung
ihre Stellung so zu nehmen, daß sie sich gegen Zugeständnisse, die
thatsächlich nicht nothwendig erscheinen, ablehnend verhalte, daß sie
aber vor allem ein weiteres Nachgeben der Regierung beispiels—
weise in der Frage der Karenzzeit thunlichst zu verhindern suche.
Der Referent berichtete dann, daß, entsprechend dem bei der
Vorberathung der letzten Arbeiterversicherungsgesetze eingeschlagenen
Verfahren, aus den Vorständen der westlichen Vereine unter Be—
theiligung des Centralverbandes in der Person des Vorsitzenden
Herrn Geh. Finanzrath Jencke und des Geschäftsführers Bueck
eine Kommission gebildet worden sei. An den betreffenden Be—
rathungen hätten sich die Vorstände folgender Vereine betheiligt, des
Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen
in Rheinland und Westfalen, der Nordwestlichen Gruppe des Vereins
Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller, des Vereins für die bergbau—
lichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, des Vereins der
Industriellen des Regierungsbezirks Köln, des Berg- und Hütten—