Full text: Dritter Band (3. Band)

72 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
getretene eigenthümliche Erscheinung verwiesen, daß besonders von den V9 
industriellen Arbeitern Gegner der Regierung und Mitglieder der— N 
jenigen politischen Parteien gewählt worden seien, die das Prinzip 
des Gehenlassens, des laissez-faires, vertreten. Der Reichskanzler in 
wies nach, wie seit Friedrich dem Großen es zu den Traditionen nẽ 
der preußischen Dynastie gehört habe, sich der Schwachen im wirth— in 
schaftlichen Kampfe anzunehmen. Zu dieser Tendenz stehe im ge 
Widerspruch das Gehenlassen, stehe im Widerspruch ein Verfahren, d 
welches die Schwachen auf die eigenen Kräfte und auf die Privat— A 
hilfe verweise. Die in der Richtung jener Traditionen sich be— R 
wegenden Reformbestrebungen der Regierung — der Reichskanzler st 
hatte die Arbeiterversicherung im Auge — seien aber gerade von ein 
den Arbeitern in der Industrie mit weniger Vertrauen aufgenommen de 
worden, als die Anerbietungen „derer, die kühl und legal sagen: A 
Helft euch selbst, ihr seid dazu im stande, ihr seid stark genug, euere ste 
Unabhängigkeit erfordert das, vom Staate habt ihr nichts zu er— 
warten“. Die Regierung und er persönlich mit seinen Reform— li 
bestrebungen habe eine Niederlage erlitten; das habe ihn bis zu 
einem gewissen Grade entmuthigt. Diese Entmuthigung könne ihn m 
aber nicht abhalten, auch weiter seine Schuldigkeit zu thun, und sti 
die von ihm als richtig anerkannten Ziele zu verfolgen. di 
Die von dem Abgeordneten Hertling gestellte Frage wäre 
auch, ohne die Verbündeten Regierungen besonders zu befragen, im 
allgemeinen außerordentlich leicht zu beantworten. Unter ihnen rh 
sei keine so übelwollend, daß sie nicht dem Arbeiter seine Sonntags— u 
ruhe und die Möglichkeit, seinem Gottesdienst zu folgen, daß sie Da 
nicht dem Arbeiter und seiner Frau die Möglichkeit gönnte, mit 
der kürzesten Arbeitszeit die nothwendige Einnahme sich zu sichern, k 
deren er das Jahr hindurch bedarf, um zu existiren. Da aber 
eine so kurze Antwort dem Fragesteller nicht genüge, werde auch zu 
er sein Scherflein zu der bevorstehenden akademischen Diskussion sch 
beitragen. en 
Der Reichskanzler fuhr dann wörtlich fort: „Wenn ich also gr 
von diesem Standpunkte — dem auf dem praktischen Christenthum B 
beruhenden Standpunkt — die Ansprüche, deren lebhafte Schilderung m 
der Interpellant uns nach den Bedürfnissen und der Lage der sei 
Arbeiter gemacht hat, die Ansprüche, die er darauf gründet, ohne fü 
seinerseits etwas zur positiven Lösung der Frage beizutragen — wenn 
ich die als vollständig gerechtfertigt anerkenne, so bin ich doch als
	        
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