74 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
stadium der Lohnverringerung. Das ist das Erste, worin
sich das Uebel fühlbar macht, daß es die Löhne verringert, wenn
der Bedarf an Arbeit sich so mindert, daß, anstatt daß jetzt ge—
klagt wird, es wird zuviel Arbeit verlangt, dann zu wenig ver—
langt wird, und daß dann anstatt für 6 Tage nur für 3 Abeit
geboten wird, ja, daß schließlich die Industrie, an die der Arbeiter
nach seinem Wohnort, nach dem, was er gelernt hat, nach dem,
was er gewohnt ist, angewiesen ist, ganz eingeht, und die schwierige
Frage der vollständigen Brodlosigkeit in drohender Form erscheint.
Man kann sich darüber nicht täuschen, daß jede von den
Verbesserungen, die wir uür den Arbeiter erstreben, mit
einer Belastung der Industrie verbunden ist. Sind wir,
wenn wir auch selbst, ohne es zu wollen, die Grenze berühren, wo
die Belastung für die Industrie für diese nicht erträglich ist,
sondern die Folgen eintreten, die ich erwähnt, — sind wir dann
entschlossen, der Industrie, deren Opfer wir für Erfüllung der
Staatszwecke in Anspruch nehmen, staatliche Zuschüsse zu geben?
Die Fraktion, der der Herr Interpellant angehört, hat sich bisher
dem versagt. Ich schrecke vor der Frage nicht zurück. Ich bin
sehr weit entfernt davon, einem Theil der Staatsbürger sein Ge—
werbe zu erleichtern durch Zuschüsse von Seiten der anderen; ich
fasse die Sache nur so auff wenn man von einem Theil
der Staatsbürger zur Ersfüllung von Staatszwecken
verlangt, daß er über das hinausgeht, was sein Ge—
werbe an sich von ihm fordert, nämlich den Arbeiter zu
Nnuben, wenn er Nußen davon hat ihn lausen zu lassen,
wenn er keinen hat, — wenn man ihm die Pflicht auf—
erlegt, eine kürzere Arbeitszeit mit demselben Tageslohn
einzusetzen, so muß man auch darauf gefaßt sein, daß die
Industrie, um nicht zugrunde zu gehen, durch künstliche
Zuschüsse zu halten sein wird. Das ist die Frage, vor der
man steht, und die Herren, welche die Grenze, bei der sie beginnt,
nicht überschreiten wollen, erlaube ich mir auf die Resultate der
Erfüllung aller der in der Interpellation gestellten Forderungen
kurz hinzuweisen.“
Der Fragesteller habe von Arbeitszeiten gesprochen, die ihm,
dem Reichskanzler, ganz unbekannt seien. Er halte eine sechzehn—
stündige Arbeitszeit für eine traurige Ausnahme und wolle daher
nur mit einer vierzehnstündigen Arbeitszeit rechnen. Der Reichs—